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Sechs Tage auf dem Venediger Höhenweg
Sechs Tage auf dem Venediger Höhenweg vom 20. bis zum 25.08.2005

Einleitung
August 2005: Es herrscht Hochwasser-Chaos in den Alpen. Ganze Täler sind überschwemmt, manche Gebiete sind nur noch aus der Luft zu erreichen. Brücken, Straßen und Wege sind von den Wassermassen hinweggerissen worden. Wir befinden uns auf dem Venediger Höhenweg in den Hohen Tauern und hören davon nur im Radio. Ja, es hat geregnet, und das nicht zu knapp! Pitschnass sind wir von Hütte zu Hütte gestiefelt. Es galt den Titel dafür zu erringen, wer am längsten trockene Füße behielt. Am vierten Tag unserer Tour saßen wir schließlich in der Bonn-Matreier Hütte fest, während es draußen unaufhörlich schneite.

Wir waren kurz davor, die Tour am nächsten Tag abzubrechen. Doch dann entspannte sich die Lage: Der Regen nahm ab, das Hochwasser bekam man unter Kontrolle und viele Täler und Orte waren wieder erreichbar. Und so guckte auch bei uns am fünften Tag der Tour die Sonne heraus und wir konnten die Wanderung doch noch trockenen Fußes fortsetzen und erreichten nach sechs Tagen auf dem Venediger Höhenweg glücklich, ein wenig erschöpft und mit vielen neuen Bildern im Kopf das Matreier Tauernhaus. Was wir während unserer Tour alles erlebt und gesehen haben, welche Gipfel wir trotzdem stürmen konnten und wer am längsten trockene Füße hatte, all das ist im folgenden Bericht von unserer Venediger-Höhenweg-Tour im August 2005 nachzulesen.
1. Tag: Vom Parkplatz Ströden zur Essener-Rostocker-Hütte
Um kurz nach 17 Uhr erreichen wir nach langer verregneter Autofahrt den Parkplatz Ströden (1400 m) kurz nach Hinterbichl im Virgental. Hier können wir den Wagen für 9 Euro eine ganze Woche lang parkieren, während wir uns ohne Motorkraft von Hütte zu Hütte bewegen.

Wir nehmen noch einen letzten Imbiss, ziehen die Wandersachen an und starten um 18 Uhr zur Essener-Rostocker Hütte (2208 m). In diesem Moment hört es auf zu regnen und wir können schon bald die Regensachen wieder ablegen. Zunächst geht es sanft ansteigend entlang der Fahrstraße zur Stoanalm (1469 m), dann jedoch stetig aufwärts durch das Maurer Tal. Manche Stellen sind recht steil und heute auch rutschig, da es fast den ganzen Tag geregnet hat.

Landschaftlich ist der Weg sehr schön, auch wenn es langsam dunkel wird. Die letzten Sonnenstrahlen beleuchten die Gipfel des Großen Geigers und der Simonyspitzen. Vorbei an einer kleinen Hütte überqueren wir den Maurerbach, um dann die letzten Höhenmeter über mäßig steil einen Moränenrücken hinauf zu steigen. Um 20.40 Uhr erreichen wir schließlich im Dunkeln die uns schon von weitem entgegenleuchtende Essener-Rostocker-Hütte.
Abendlicher Aufstieg zur Essener-Rostocker Hütte
Abendlicher Aufstieg zur Essener-Rostocker Hütte.
o o o Kurzinfos zu dieser Etappe zum Ausdrucken o o o
(Eine Übersicht der Kurzinfos zu allen Etappen findet sich nochmals am Ende des Berichts)
Um 9 Uhr starten wir heute leider schon wieder bei Regen in Richtung Johannishütte. Zunächst geht es entlang des Maurerbachs noch ein kurzes Stück weiter ins Tal hinein, dann überqueren wir den Bach und steigen auf der anderen Hangseite in vielen kurzen Kehren aufwärts. Der Übergang von der Essener-Rostocker Hütte zur Johannishütte wird als Schweriner Weg bezeichnet, ist aber bereits ein Teilstück des Venediger Höhenwegs, der in acht Etappen von der Neuen Reichenberger Hütte bis zur St. Pöltener Hütte führt.
Gesichert am Drahtseil auf dem Türml-Klettersteig.
Gesichert am Drahtseil auf dem Türml-Klettersteig.
Blick auf das Türmljoch mit dem Türml vom Zopetkar aus.
Blick auf das Türmljoch mit dem Türml vom Zopetkar aus.
Um 11 Uhr erreichen wir schließlich das Türmljoch (2790 m), den höchsten Punkt auf dem Übergang zur Johannishütte. Von hier aus bietet sich nun die Besteigung des Türmls (2845 m) an. Dieser Gipfel war bis vor einigen Jahren für den normalen Bergwanderer unbezwingbar, doch seit Juni 2001 führt ein durchgängig versicherter Klettersteig auf den Gipfel. Der Aufstieg sieht vom Joch unglaublich wild aus und so bekomme ich großes Herzklopfen, als Gurt und Klettersteigset angezogen sind und es zum Einstieg geht. Die Rucksäcke lassen wir am Joch zurück.

Nachdem der Einstieg, der gleich über Steigbügel führt, geschafft ist, kann ich mich jedoch voll aufs Klettern konzentrieren. Eigentlich sollten die Tiefblicke hier atemberaubend sein, aber wir stecken in einer dicken Regenwolke und so sehen wir außer dem Wasser auf unserer Regenbekleidung nicht viel mehr. Durch die Nässe muss man natürlich besonders aufpassen, da manche Tritte ein wenig rutschig sind. Da bei dem schlechten Wetter keiner außer uns am Klettersteig unterwegs ist, können wir uns genügend Zeit lassen.
Überblick über den Türml-Klettersteig.
Überblick über den Türml-Klettersteig.
Abstieg vom Türml über die Aufstiegsroute.
Abstieg vom Türml über die Aufstiegsroute.
Der gesamte Steig ist mit Drahtseilen, Eisenleitern und Steigbügeln versichert. Er ist sicherlich nicht ganz einfach, da einige Stellen sich im Schwierigkeitsgrad zwischen II und III bewegen. Ein Klettersteigset sollte daher auf jeden Fall zur Sicherung eingesetzt werden. Nach einer Stunde vom Türmljoch aus erreichen wir schließlich den Gipfel des Türml in 2845 m Höhe. Die Aussicht hat sich leider nicht verbessert, bei gutem Wetter kann man von hier oben jedoch bis zum Großvenediger blicken.

Da es nass und kalt ist, entscheiden für uns schnell wieder für den Abstieg zum Türmljoch. Dieser kann entweder über die Aufstiegsroute erfolgen oder auf der anderen Seite, die wohl etwas leichter sein soll. In diesem Moment entscheiden wir uns jedoch lieber für die uns bekannte Aufstiegsroute, da wir so nicht den Hang unterhalb des Türmls queren müssen. Bei einem derart durchnässten Boden weiß man nie, ob die Querung gefährlich ist.

Der Abstieg dauert genauso lang wie der Aufstieg und so erreichen wir um 13 Uhr wieder das Türmljoch. Jetzt müssen wir erstmal unsere Fleece-Handschuhe auswringen, denn die haben sich beim Klettern durch das viele Wasser vom Himmel, auf dem Drahtseil und am Fels vollgesaugt. Nach einer kleinen Mittagsmahlzeit wuchten wir den Rucksack wieder auf und steigen zur Johannishütte ab. Je tiefer wir kommen, umso matschiger sind die Wege. Man muss manchmal schon aufpassen, dass die Schuhe nicht vom Schlamm überflutet werden! Eigentlich wollten wir noch den Gipfel des Kleinen Happs (2855 m) besteigen, aber bei dieser Wetterlage haben wir keine ausreichende Orientierung und so geht es direkt oberhalb des Aderkammes hinab zum Dorferbach, der kurz vor der Hütte überquert wird. Ein wenig muss man hier bei Nässe aufpassen, da es mitunter steil hinab geht.

Nach der Brücke steigen wir noch ein paar Meter zum Ufer des tosenden Dorferbachs ab und halten unsere schlammbedeckten Schuhe zur groben Reinigung in das kalte Nass. Um 15 Uhr erreichen wir dann mit halbwegs sauberen Bergschuhen und noch trockenen Füßen die sehr schöne und moderne Johannishütte (2121 m). Sogar fließend warmes Wasser gibt es hier in den Waschräumen, die Lager sind sehr gemütlich und das Essen ist klasse. Am Nachmittag bleibt genug Zeit die Regensachen zu trocknen, das Wetter zu beobachten und den weiteren Weg am nächsten Tag zu beraten.

o o o Kurzinfos zu dieser Etappe zum Ausdrucken o o o
(Eine Übersicht der Kurzinfos zu allen Etappen findet sich nochmals am Ende des Berichts)
Ursprünglich hatten wir geplant, von der Johannishütte aus über die Sajatscharte zur Sajathütte zu gehen, da dort viele schöne Gipfel warten. Allerdings ist uns dieser Weg nun versperrt, denn seit einigen Tagen ist die Sajatscharte nicht mehr begehbar. Erst ist eine Mure dort abgegangen, dann folgte immer wieder Steinschlag, der schon einige Wanderer verletzt hat. Somit ist eine Begehung der Scharte momentan zu gefährlich. Die Folge: Der Weg ist offiziell gesperrt. Wie lange dies noch der Fall sein wird, ist derzeit nicht absehbar.

Deshalb müssen wir unsere Route kurzfristig ändern. Die beste Möglichkeit ist dabei, von der Johannishütte direkt über die Zopetscharte zur Eisseehütte zu laufen. Auch hier sind ein paar schöne Gipfel möglich.

Also geht es heute um 8 Uhr von der Johannishütte aus los in Richtung Eisseehütte. An den Hängen oberhalb der Johannishütte können wir trotz des erneuten Regenwetters ein paar Gemsen erspähen. Auf ca. 2700 m zweigt der Weg nach rechts ab und führt dann durchs Zopetkar hinauf zur Tulpscharte (2948 m). Der Weg dorthin ist stellenweise nur schwach markiert, da wohl nicht viele diesen Abstecher wählen. Das grobe Blockwerk kann unterhalb umgangen werden, dann geht es zum Teil recht steil in einer Rinne hinauf. Ein paar Schneefelder müssen überquert werden, bis wir um kurz nach 11 Uhr die Tulpscharte (2948 m) erreichen.
Blick aus dem Zopetkar zur Tulp- und Kreuzspitze.
Blick aus dem Zopetkar zur Tulp- und Kreuzspitze.
Auf der Tulpscharte können wir unsere Rucksäcke zunächst zurücklassen, um die Gipfel zu stürmen. Allerdings müssen die Rucksäcke so hingelegt werden, dass der Regen sie nicht überflutet. Während der Mittagsrast lässt das Nass von oben ein wenig nach, aber als wir uns zum Aufstieg zur Kreuzspitze bereit machen, wird der Regen wieder stärker. Wir versuchen uns trotzdem am höchsten Gipfel über dem Sajatkar, der Kreuzspitze (3164 m).

Der Aufstieg erfolgt von der Tulpscharte aus über den Nordostkamm, der im AV-Führer Venedigergruppe mit I angegeben ist. Es geht jedoch weitgehend über Schuttfelder aufwärts, es sind allenfalls ein paar kleinere Ier-Kletterstellen zu überwinden. Je höher wir kommen, umso mehr verwandelt sich der Regen in Schneefall und so stehen wir um kurz vor 12 Uhr im Schneesturm am Gipfel der Kreuzspitze (3164 m). Der Eintrag ins Gipfelbuch ist unter diesen Umständen zwar schwierig, wird aber trotzdem erledigt. Seit zwei Tagen war schon keiner mehr hier oben - kein Wunder bei diesen Verhältnissen! Eigentlich wollten wir noch den unschwierigen Übergang zum Schernerskopf (3043 m) gehen, aber bei dem schlechten Wetter und der nicht vorhandenen Aussicht lohnt sich eine Besteigung nicht. Bevor uns allzu kalt wird, steigen wir über den gleichen Weg wieder hinab zur Tulpscharte.
Die Tulpspitze vom Zopetkar aus gesehen.
Die Tulpspitze vom Zopetkar aus gesehen.
Die schneebedeckte Kreuzspitze mit Gipfelkreuz.
Die schneebedeckte Kreuzspitze mit Gipfelkreuz.
Auf der Tulpscharte wieder angekommen, liebäugeln wir jedoch noch mit der Tulpspitze (3054 m). Viele Höhenmeter sind es schließlich nicht. Allerdings scheint die Sicht auch nicht besser zu werden. Trotzdem können wir nicht widerstehen und stiefeln nun auf der anderen Seite der Scharte aufwärts. Zum Gipfel geht es von der Tulpscharte aus über den Südkamm, der größtenteils aus Schuttfeldern besteht, hinauf. Im oberen Teil sind jedoch ein paar kleinere Ier-Kletterstellen zu überwinden. Um kurz vor 13 Uhr stehen wir schließlich auch am Gipfel der Tulpspitze (3054 m), der leider nicht von einem Gipfelkreuz, dafür aber von einem Steinmann geziert wird.

Anfangs hatten wir geplant über den Nordgrat, der im AV-Führer mit I+ angegeben wird, zur Zopetscharte abzusteigen. In Anbetracht der widrigen Verhältnisse lassen wir diese Variante doch lieber bleiben, auch wenn sie bei guten Verhältnissen sicher sehr reizvoll ist. Deshalb müssen wir nun den Umweg zurück durchs Zopetkar nehmen. Zurück an der Tulpscharte werden die Rucksäcke wieder aufgesetzt und dann geht es durchs Zopetkar zurück zum Abzweig auf den Venediger Höhenweg. Dort angekommen setzen wir die Route fort zur Zopetscharte (2958 m), die teilweise auch schon mit Schnee bedeckt ist. Um kurz vor 15 Uhr stehen wir schließlich auf der Scharte und blicken hinunter ins Kleinitztal. Auf der Johannishütte hatten wir mit anderen Wanderern gesprochen, die die Scharte bei den derzeitigen Verhältnissen sehr schwierig fanden. Wir wollen nun sehen, ob der Abstieg wirklich so problematisch ist.

Nach kurzem Abstieg erreichen wir die drahtseilversicherten Stellen, die aber größtenteils trotzdem gut zu gehen sind. Nur an ein bis zwei Stellen ist es ratsam, das Drahtseil in Anspruch zu nehmen. Wer Trekkingstöcke dabei hat, kommt den größten Teil aber auch so gut hinunter. Ein wenig Schnee liegt noch unterhalb der Scharte. Wenn die Stellen vereist sind, dann sollte man besonders aufpassen, da es an manchen Stellen recht steil wird.
Schon bald können wir im Tal den Eissee entdecken. Wir erreichen schließlich den Grund des Kleinitztales und überqueren den Bach, der vom Eissee hinab fließt. Dann geht es auf ebenem Weg um die Grübachhöhe und anschließend nur noch ein paar wenige Meter hinauf zur Eisseehütte (2521 m). Diese Hütte ist eine Privathütte, also zahlen Alpenvereinsmitglieder hier genauso viel für die Übernachtung wie Nicht-Mitglieder. Dafür entschädigt jedoch der hervorragende Lammbraten mit Bratkartoffeln am Abend, der in jedem Fall zu empfehlen ist!

Bei dem schlechten Wetter ist auf der Hütte nicht viel los. Das heißt heute aber nicht, dass es auch besonders ruhig in der Hütte zugeht. Im Gegenteil! Am Nachbartisch in der Gaststube hat es sich die niederländische Gruppe Voxtrot gemütlich gemacht und beginnt schon bald, ihre mehrstimmigen Lieder zu singen. Die sechs Männer und Frauen singen eigentlich gar nicht schlecht, aber nach einem langen Wandertag ist es doch sehr anstrengend, ihnen zuhören zu müssen. Später am Abend verschwindet die Gruppe zum Singen ins Lager im ersten Stock. Als sie wieder in die Gaststube hinunter kommen, können wir endlich müde in die Betten fallen.


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(Eine Übersicht der Kurzinfos zu allen Etappen findet sich nochmals am Ende des Berichts)
4. Tag: Übergang zur Bonn-Matreier Hütte
Der Blick aus dem Fenster verführt heute stark dazu, sich sofort wieder ins Lager zu kuscheln und noch ein paar Stunden weiterzuschlafen: Es regnet nun schon den vierten Tag in Strömen, obwohl die Schuhe noch vom Vortag nass sind.

Nichts desto trotz machen wir uns um kurz vor halb neun von der Eisseehütte aus auf den Weg zu Bonn-Matreier Hütte. Zunächst geht es nur mäßig ansteigend unterhalb des Großen Hexenkopfes und des Hocheichams am Hang entlang. Dann umläuft man die südwestlichen Ausläufer der Wunwand. Erst anschließend kommen ein paar steilere Abschnitte, als wir eine Schneide überwinden müssen. Diese ist im Abstieg jedoch drahtseilversichert, sodass man auch bei diesem Regenwetter genügend Halt hat.

Bei so viel Regen ist nun auch das Schuhwachs von meinen Bergstiefeln heruntergespült und so bekomme ich heute erstmals nasse Füße. Damit geht die Trophäe für denjenigen, der am längsten trockene Füße hat, an Thorsten. Doch ihm ergeht es kurze Zeit später ähnlich wie mir, obwohl er sogar Goretex-Schuhe hat.
Thorsten während der Frühstückspause an einem Unterstand.
Thorsten während der Frühstückspause an einem Unterstand.
Schneide auf dem Venediger Höhenweg.
Schneide auf dem Venediger Höhenweg.
Über den Eselsrücken geht es wieder ein wenig hinab ins Nillkar. Kurz zuvor treffen wir hier zwei Wanderer, die sich auf dem Weg zur Eissee- und Sajathütte befinden. Wir sprechen kurz miteinander und erfahren, dass die Galtenscharte zur Zeit nicht passierbar ist. Die Galtenscharte befindet sich auf dem Übergang von der Bonn-Matreier zur Badener Hütte, die wir am nächsten Tag erwandern wollen. Sollte die Scharte auch am morgigen Tag gesperrt sein, dann bleibt uns wohl nur der Abbruch der Tour übrig, mit dem wir aufgrund des miserablen Wetters sowieso schon liebäugeln. Wir sind den Wanderern dankbar für diese Vorab-Informationen und gehen weiter.

Die Bonn-Matreier Hütte ist schon aus einiger Entfernung zu sehen, allerdings müssen schließlich nochmals rund 150 Höhenmeter bis zur ihr aufgestiegen werden. Hier oben hat sich der Regen nun in Schnee verwandelt und so kehren wir um kurz nach 12 Uhr gern in der Bonn-Matreier Hütte (2750 m) ein. Wir sind heute hier die ersten Wanderer, die eintreffen. Die Gaststube und unser Lager sind sehr gemütlich. Sogar ein richtiger Ofen steht zur Trockung unserer nassen Sachen bereit. Doch dann sind wir plötzlich nicht mehr allein und die niederländische Gesangstruppe Voxtrot platzt in die Gaststube. Noch ein weiterer Gesangsabend! (Hört selbst: Gesang der Gruppe Voxtrott im Lager der Bonn-Matreier Hütte!! ) Wir haben die Hoffnung, dass sich am Nachmittag das Wetter bessert, sodass wir wenigstens noch für ein paar Stunden auf einen der umliegenden Gipfel fliehen können. Der Säulkopf (3209 m) wäre unser liebstes Ziel, aber den bekommen wir im Laufe des Tages durch den Schnee und Nebel nicht mehr zu Gesicht. So bleibt uns nichts anderes übrig, als den restlichen Tag auf der Hütte zu verbringen.
Blick vor die Hüttentür: Schnee und Nebel in 2750 m Höhe.
Blick vor die Hüttentür: Schnee und Nebel in 2750 m Höhe.
Der schneebedeckte Säulkopf.
Der schneebedeckte Säulkopf.
Gespannt lauschen wir jede Stunde dem Wetterbericht im Radio, der sich nicht so recht entscheiden kann, wann der Regen aufhört. Wir erfahren erst jetzt vom Hochwasserchaos in den Alpen. Das nicht weit entfernte Mittersill ist vollkommen überschwemmt. Der Inn ist über die Ufer getreten. Ganze Straßenabschnitte sind weggespült. Und wir sitzen zum Glück hier oben in der warmen Gaststube der Bonn-Matreier Hütte!
Am Abend beginnt Voxtrot wieder mit dem Singen. Als wir uns später schlafen legen wollen, singen sie noch eine ganze Weile im Nachbarraum. Ohrstöpsel sollten wirklich auf jeder Tour dabei sein!


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(Eine Übersicht der Kurzinfos zu allen Etappen findet sich nochmals am Ende des Berichts)
Wenn es heute wieder geregnet hätte, dann wären wir ins Tal abgestiegen. Doch es kam ganz anders! Entgegen unseren Erwartungen ist der Himmel heute morgen frei von dicken Regenwolken. Deshalb stehen wir bereits um 8 Uhr vor der Hütte und beginnen unsere Wanderung.
Eigentlich wollen wir heute zur Badener Hütte weiterlaufen, aber es bleibt trotzdem noch genügend Zeit den Säulkopf (3209 m) zu besteigen.
Herrliche Aussicht nach vier Regentagen.
Herrliche Aussicht nach vier Regentagen.
In der Kernzone des Nationalparks. Im Hintergrund der Säulkopf.
In der Kernzone des Nationalparks. Im Hintergrund der Säulkopf.
Es liegt nun verhältnismäßig viel Schnee in den Bergen. An der Hütte sind es zwar nur ein paar Zentimeter, aber schon weiter oben ab 3000 m sind es bis zu 20 cm Neuschnee. Wir wollen trotzdem versuchen, den Säulkopf zu besteigen.

Der Normalanstieg führt uns von der Bonn-Martreier Hütte zunächst in Richtung Norden, bis der Weg vom Venediger Höhenweg abzweigt. Aufgrund des vielen Schnees muss man die Augen auf der Suche nach den rot-weißen Markierungen im groben Blockwerk des Göffgenbodens besonders stark offen halten. In 2778 m Höhe kommen wir an einem kleinen See vorbei, der aber nicht näher bezeichnet ist. Von hier ab geht es ins Rauhkar und dort hinauf. Den Weg kann man hier nun aufgrund des vielen Schnees nicht mehr genau erkennen, man muss deshalb selbst eine Spur legen. Heute haben wir es dabei einfach: Wir folgen einfach einem österreichischen Bergsteiger, der ein paar Minuten vor uns aufgebrochen ist und ebenfalls den Säulkopf besteigen will.
Aufstieg im Rauhkar zum Säulkopf.
Aufstieg im Rauhkar zum Säulkopf.
Am Ostgrat des Säulkopfes bei winterlichen Verhältnissen.
Am Ostgrat des Säulkopfes bei winterlichen Verhältnissen.
Wir nähern uns langsam einer Scharte zwischen Säul- und Rauhkopf. Der Aufstieg wird dabei immer steiler. Dann müssen wir uns links halten und dem Weg in eine steile Rinne folgen. Hier kann man die Markierung zum Glück schon von weitem sehen.
Der weitere Weg ist gut durch Drahtseile versichert. Die kann man bei der Durchsteigung der Rinne auch gut gebrauchen! Durch den vielen Schnee ist dies ein mitunter schwieriges Unterfangen.

Ist dies geschafft, geht es auf den Ostgrat, der schließlich zum Gipfel führt. Hier sind ein paar ausgesetzte Stellen, die aber ebenfalls mit Drahtseilen versichert sind. Wenn kein Schnee liegt, sind diese sicher nicht allzu schwer zu überwinden. Kurz vor Erreichen des Gipfelkreuzes müssen wir durch tiefen Schnee stapfen und schließlich sind wir um 10.15 Uhr endlich oben auf dem Säulkopf (3209 m).
Auf den letzten Metern zum Gipfel ...
Auf den letzten Metern zum Gipfel ...
... und schon am Gipfelkreuz des Säulkopfes (3209 m).
... und schon am Gipfelkreuz des Säulkopfes (3209 m).
Die Aussicht ist fantastisch! Nach vier Regentagen können wir endlich die Berge der Venedigergruppe auch mal sehen. Der Hocheicham im Nordwesten scheint vom Gipfel des Säulkopfes schon sehr nahe! Aber bei diesen Verhältnissen ist die Besteigung von hier aus wirklich nicht machbar für uns.

Nach einem Eintrag ins Gipfelbuch und ausführlichem Aussichtsgenuss steigen wir langsam wieder ab. Als wir unten in der Steilrinne ankommen, begegnen wir noch zwei Engländern, die ebenfalls den Gipfel stürmen wollen.
Wir sind jedoch froh, uns bereits wieder auf dem Abstieg zu befinden, da die Sonne den Schnee nun stetig weicher werden lässt. Da muss man aufpassen, dass man nicht versehentlich in die Tiefe rutscht!
Blick vom Säulkopf in Richtung der nun schneebedeckten Zopetscharte.
Blick vom Säulkopf in Richtung der nun schneebedeckten Zopetscharte.
Der Hohe Eicham (3371 m) vom Säulkopf aus gesehen.
Der Hohe Eicham (3371 m) vom Säulkopf aus gesehen.
Hinweis auf die Schwierigkeit der Galtenscharte.
Hinweis auf die Schwierigkeit der Galtenscharte.
Der Abstieg zieht sich trotz allem auch in die Länge und so erreichen wir erst um 12.30 Uhr wieder die Bonn-Matreier Hütte. Hier lassen wir uns zunächst gemütlich auf der Sonnenterrasse zur Mittagsrast nieder, bevor wir in Richtung Badener Hütte aufbrechen.

Laut AV-Führer ist der Wegabschnitt von der Bonn-Matreier zur Badener Hütte der bedeutendste des ganzen Venediger Höhenwegs. Er ist gleichzeitig wohl auch der schwierigste, denn die Galtenscharte hat es offensichtlich in sich. Schon an der Hütte ist ein Schild, wonach man beim Hüttenwirt den Zustand und die Begehbarkeit der Scharte erfragen soll.

Bis in den Hochsommer hinein kann diese mit Schnee bedeckt sein und wird dann zum gefährlichen Unterfangen. Was die Scharte aber vor allem gefährlich macht, das ist die Steinschlaggefahr. Besonders dann, wenn der Schnee und das Eis vom Winter tauen, lösen sich hier jede Menge Steine, die dann ungebremst auf den Weg hinunterrasseln.

In Anbetracht all dieser Informationen sind wir gespannt, was uns tatsächlich bei der Galtenscharte erwartet und wir gehen dem Ganzen auch mit einem mulmigen Gefühl entgegen, da die Scharte ein paar Tage zuvor nicht begehbar war.

Allerdings wissen wir auch, dass die niederländische Gesangsgruppe Voxtrot ebenfalls über diese Scharte zur Badener Hütte gehen wollte. Da diese bereits am Morgen aufgebrochen und bis jetzt nicht zurückgekehrt sind, nehmen wir an, dass sie es über die Scharte geschafft haben. Das macht uns Mut, dass auch uns der Übergang gelingen wird.
Von der Bonn-Matreier Hütte aus geht es um kurz nach 13 Uhr dem Wegweiser folgend über grobes Blockwerk hinauf zur Kälberscharte (2791 m), die recht steil, aber dafür auch mit Drahtseilen gesichert ist. Von dort aus kann man die harmlosere Seite der Galtenscharte bereits erblicken. Einige Wanderer sind gerade dabei, von ihr abzusteigen. Durch das Kar geht es in einem Bogen schnell hinüber und dann steil aufwärts zur Galtenscharte (2882 m), die sich zwischen der Maurer Röte (2873 m) und dem Galtenkogel (2986 m) befindet. Ein altes Kreuz aus Holz, das bereits von der Bonn-Matreier Hütte aus zu sehen ist, befindet sich am höchsten Punkt.
Ausblick von der Galtenscharte zum Säulkopf.
Ausblick von der Galtenscharte zum Säulkopf.
Die Galtenscharte von der Kälberscharte aus gesehen.
Die Galtenscharte von der Kälberscharte aus gesehen.
Bevor es nun um kurz vor 14.30 Uhr hinab geht, nehmen wir Stärkung noch einen kleinen Imbiss und genießen die Aussicht Richtung Säulkopf, auf dem wir heute Morgen noch standen. Schon auf den ersten Metern von der Galtenscharte hinab merken wir, wie die Tiefe einen nach unten ziehen will. Obwohl auf der Hangseite durchgängig Drahtseile zur Sicherung angebracht sind und wir sogar Trekkingstöcke haben, fühlt man sich abgedrängt. Es geht neben dem Weg steil hinab und man kann deutlich den Abhang sehen und auch spüren.

Auf Fotos kommt dieses komische Gefühl, dass einen beim Gang hinunter befällt, gar nicht heraus. Aber der harmlose Eindruck täuscht! Die Steilheit hat es hier wirklich in sich. Selbst Thorsten, der schon einige Scharten gegangen ist, bestätigt dies. Wer unsicher ist, sollte sich besser mit einem Klettersteigset sichern. Kinder gehören hier in jedem Fall gesichert!
Abstieg von der Galtenscharte: Wesentlich anspruchsvoller als es aussieht!
Abstieg von der Galtenscharte: Wesentlich anspruchsvoller als es aussieht!
Steinschlaggefahr: Ein eindrucksvoller Hinweis.
Steinschlaggefahr: Ein eindrucksvoller Hinweis.
Hinzu kommt, dass der Abstieg sehr lange so steil bleibt. Deshalb muss man sich auch ziemlich lange konzentrieren. Als wir endlich weniger steil abfallende Wegabschnitte erreichen, sind wir froh und erleichtert, dass wir die Galtenscharte hinter uns gebracht haben. Steinschlag haben wir zum Glück keinen zu beklagen gehabt. Man sollte aber immer auf der Hut sein!

Anschließend geht es hinunter zum Malfrosnitzbach auf eine Höhe von etwa 2300 m. Der Bach wird überquert und dann quert man lange den Hang oberhalb des Frosnitzbaches. Hier gibt es immer wieder kleine Auf- und Abstiege. Viele Murmeltiere und eine ganze Schneehuhnfamilie treffen wir hier auf dem recht einsamen Weg an.
Auf dem Weg hinab zum Malfrosnitzbach.
Auf dem Weg hinab zum Malfrosnitzbach.
Ankunft an der Badener Hütte in der Abendsonne.
Ankunft an der Badener Hütte in der Abendsonne.
Bald kann man von weitem den Achselsee (2225 m) erkennen. An ihm vorbei führt der Weg über den Äußeren Keesrücken zum letzten Anstieg für heute. Auf dem Inneren Keesrücken geht es noch einmal 350 Höhenmeter stetig hinauf, bis wir um 18.10 Uhr die Badener Hütte (2608 m) erreichen. Die letzten Höhenmeter ziehen sich ziemlich in die Länge, deshalb ist hier Durchhaltevermögen gefragt. Motivierend wirkt jedoch der fast ständige Blick zur Hütte, die auf einer Anhöhe unterhalb der Weißspitze und der Kristallwand thront.
Das Lager ist schnell bezogen und ein Plätzchen in der Gaststube ist ebenfalls noch frei. Obwohl seit Anfang des Jahres auf allen Alpenvereinshütten Rauchverbot herrscht, ist die Gaststube hier noch in Raucher- und Nichtraucherbereich unterteilt. Und so sind wir im viel größeren Nichtraucherbereich ganz allein und können die Ruhe genießen, bis unsere niederländischen Sänger von Voxtrot wieder zu singen beginnen. Immerhin werden wir mittlerweile schon gefragt, ob sie in der Gaststube oder besser im Lager singen sollen.

Wir sind k.o. vom Tag und verziehen uns frühzeitig ins Lager. Wenigstens ist es der letzte Abend gemeinsam mit den Niederländern, denn diese wollen am nächsten Tag zum Venedigerhaus wandern, während wir zum Matreier Tauernhaus absteigen. Wir haben prinzipiell nichts gegen ein wenig Gesang auf der Hütte, aber nach einem anstrengenden Wandertag möchte man am Abend auch ein wenig Ruhe haben. Es ist einfach ein bisschen egoistisch, auf jeder Hütte die anderen Gäste mit seinem Gesang zu beschallen.
Auch an diesem Abend leisten uns die Ohrstöpsel wieder einmal gute Dienste!


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(Eine Übersicht der Kurzinfos zu allen Etappen findet sich nochmals am Ende des Berichts)
6. Tag: Übergang zum Matreier Tauernhaus mit Begehungsversuch des Wildenkogels
Heute geht unsere sechstägige Tour auf dem Venediger Höhenweg zu Ende. Um den Tag ausgiebig genießen zu können, starten wir bereits um 7.30 Uhr an der Badener Hütte, deren umliegende Gipfel in der Morgensonne strahlen.

Unser Weg führt uns heute zunächst Richtung Löbbentörl. Hier sind einige steile und teilweise auch drahtseilversicherte Stellen zu überwinden - und das gleich am frühen Morgen! Nass wird es dann an einer Stelle, wo wir fast geduscht werden (siehe Bild unten rechts).
Die Weißspitze in der Morgensonne.
Die Weißspitze in der Morgensonne.
Nasser Abstieg Richtung Löbbentörl.
Nasser Abstieg Richtung Löbbentörl.
Kurz danach verlassen wir schließlich den Venediger Höhenweg, der weiter hinauf zum Löbbentörl führt, und begeben uns auf den Wildenkogelsteig, der uns zum Matreier Tauernhaus führen soll.

Die morgendliche Idylle ist kaum zu übertreffen: Die Sonne lacht vom Himmel, Schafe weiden an einem kleinen Bach und wir gehen einen sehr einsamen Weg. Mitunter ist die Spur nur noch ganz schwach zu erkennen, zum Glück finden sich hin und wieder ein paar rot-weiße Markierungen.
Am Beginn des des noch sanften Wildenkogelsteigs.
Am Beginn des des noch sanften Wildenkogelsteigs.
Eine Herde weißer Schafe ist ein Köööönigreich...
"Eine Herde weißer Schafe ist ein Köööönigreich..." ;-)
Am Bach (natürlich oberhalb von den Schafen) können wir unsere Trinkflaschen auffüllen und dann geht es zunächst relativ eben weiter in Richtung Wildenkogel. Von hier aus hat man einen prächtigen Blick auf die imposante Nordwand der Kristallwand sowie auf das Löbbentörl mit den umliegenden Gipfeln von Löbbenkopf und den Knorrkogeln. Unterhalb von diesen geht es vorbei an einer herrlichen kleinen Seelandschaft, die jetzt im August schon richtig herbstlich aussieht. Der See ist jetzt am frühen Morgen noch gefroren und glänzt in der Sonne.
Träumen an einem gefrorenen Bergsee auf dem Wildenkogelsteig.
Träumen an einem gefrorenen Bergsee auf dem Wildenkogelsteig.
Blick zur Kristallwand. Dahinter: Hoher Zaun, Schwarze Wand und Rainerhorn.
Blick zur Kristallwand. Dahinter: Hoher Zaun, Schwarze Wand und Rainerhorn.
Je höher wir steigen, umso mehr häufen sich auch die Schneefelder. Und schon bald verändert sich der Wildenkogelsteig: Eben war er noch ein sanfter Pfad, nun steigen wir über grobes Blockwerk, was nach einiger Zeit ziemlich anstrengend wird. Ein wenig aufpassen muss man heute hier schon, da viele Blöcke schneebedeckt sind und so weiß man nicht immer genau, wo man hintritt. Und dann geht es steil aufwärts: An einem Drahtseil müssen wir uns hinaufziehen, dann geht es recht ausgesetzt durch immer tiefer werdenen Schnee bis zur Scharte (Löbbenhöhe, 2900 m) zwischen Wildenkogel und Schnitzkogel. Als wir diese erreichen, bin ich schon ziemlich geschafft. Die Blockkletterei und das Stapfen durch den Schnee waren anstrengender als gedacht.

Von der Löbbenhöhe aus wollen wir eigentlich noch den Wildenkogel (3022 m) zum Abschluss der Tour besteigen. Ursprünglich wollten wird dazu schon bereits vor der Löbbenhöhe einen Direktabzweig gehen, dieser war bei den winterlichen Verhältnissen aber nicht zu finden. Also müssen wir den Südgrat (im AV-Führer mit I beschrieben) wählen. Thorsten macht sich nach einer Mittagsrast auf der Scharte jedoch allein auf den Weg zum Wildenkogel, da ich mich bereits zu erschöpft fühle. Währenddessen genieße ich die Aussicht, hin und wieder kann man sogar den Großvenediger erblicken, wenn nicht gerade dicke Wolkenfelder vorbeiziehen.
Ausblick von der Löbbenhöhe auf die Eisenriesen der Venedigergruppe.
Ausblick von der Löbbenhöhe auf die Eisenriesen der Venedigergruppe.
Tiefblick zum Felbertauerntunnel und Matreier Tauernhaus.
Tiefblick zum Felbertauerntunnel und Matreier Tauernhaus.
Auf der anderen Seite der Scharte kann man schon bis zum Felbertauerntunnel und dem Matreier Tauernhaus, unserem heutigen Tagesziel, hinunterschauen. Während ich so herumschaue, erblicke ich plötzlich wieder Thorsten, der vom Wildenkogel bereits wieder absteigt. Schnell ist er wieder bei mir und erklärt, dass eine Besteigung heute keine allzu gute Idee ist. Der Weg über den Grat ist recht anspruchsvoll, hat einige ausgesetzte Stellen und ist recht rutschig durch die Schneeauflage. Thorsten hätte bei diesen Verhältnissen mindestens eine Stunde für den Aufstieg gebraucht. Da er mich nicht so lange allein lassen wollte, ist er rechtzeitig wieder umgekehrt. Und außerdem geht die Sicherheit nun mal vor: Man muss nicht unter allen Umständen einen Aufstieg wagen.

Also beginnen wir mit dem Abstieg auf der anderen Seite der Löbbenhöhe. Durch tiefen Schnee geht es hier herunter. Eine Frau ist bereits vor uns an diesem Tag hier aufgestiegen, sodass wir teilweise ihrer Spur folgen können.
Das Ganze bleibt trotzdem anspruchsvoll, da sich unter dem Schnee nur grobes Blockwerk befindet. Wenn man nicht aufpasst, sind Stürze vorprogrammiert. Später wandelt sich der Weg dann in einen schmalen Pfad im Geröll und führt uns entlang eines kleinen Bächleins steil hinab. In einiger Entfernung kann man den Wildensee (2514 m) sehen, dieser wird vom Wanderweg aber nicht berührt. Auf dem Weg zum Löbbensee (2225 m) müssen einige steile Stellen überwunden werden. Drahtseilversicherte Passagen führen teilweise nah am Bach hinab und sind entsprechend nass und rutschig. Hier ist Vorsicht und Konzentration gefragt.
Der Löbbensee (2225 m) unterhalb der Seewand.
Der Löbbensee (2225 m) unterhalb der Seewand.
Wasserfall des Löbbenbachs.
Wasserfall des Löbbenbachs.
Nach Erreichen des Löbbensees (2225 m) geht es bald in ein bewaldetes Gebiet und über reichlich schlammige Wege hinab in den Talgrund und zum Matreier Tauernhaus (1512 m), das wir um 17 Uhr erreichen. Von hier aus wollen wir mit dem Bus um 18.23 Uhr Richtung Lienz fahren, um uns in Matrei in Osttirol ein Quartier für die Nacht zu suchen. Zuvor gönnen wir uns ein schönes Abendessen auf der Terrasse des Matreier Tauernhauses. Vor allem die Grillplatte ist sehr für ausgehungerte Bergsteiger zu empfehlen, da sie sehr reichlich und lecker ist!

Kurz vor Abfahrt des Busses wollen wir sicherheitshalber nochmal fragen, ob der Bus wirklich an der Haltestelle direkt neben dem Tauernhaus hält. Da stellt sich heraus, dass dies nicht der Fall ist und der Bus oben an der Felbertauernstraße die Leute einsammelt. Bis dorthin sind es allerdings noch 2 km zu Fuß, das ist nicht mehr zu schaffen! Welch Glück, dass uns ein älterer Herr mit seinem Privatauto bis nach Matrei mitnimmt! So kommen wir trotzdem noch rechtzeitig in Matrei an und können nach einem langen Tag endlich in einer gemütlichen Pension die Beine hochlegen.. :-)


o o o Kurzinfos zu dieser Etappe zum Ausdrucken o o o
(Eine Übersicht der Kurzinfos zu allen Etappen findet sich nochmals am Ende des Berichts)
Fazit
Wir hatten viel Regen und Schnee, sind aber trotzdem froh und dankbar, dass wir unsere Tour fast wie geplant bis zum Ende durchführen konnten. Ein paar Gipfel haben wir auch bei den widrigen Verhältnissen besteigen können und zumindest vom Säulkopf hatten wir eine tolle Aussicht.

Der Venediger Höhenweg ist sicherlich für die meisten Wanderer gut machbar, allerdings kann die Galtenscharte einige stoppen. Es empfiehlt sich daher, ein Klettersteigset zur Sicherung an ausgesetzten Stellen einzusetzen. Die einzelnen Etappen zwischen den Hütten sind nicht allzu lang, deshalb können manche Hütten auch übersprungen werden.
Weiterhin empfiehlt es sich, den Venediger Höhenweg nur bei stabilem Wetter anzugehen. Wir haben ihn zwar auch bei den chaotischen Verhältnissen geschafft, aber erstens macht es ohne Regen mehr Spaß und zweitens sind viele Wegabschnitte weitaus besser zu begehen, wenn der Weg trocken ist. Für alle Fälle sollten die Regensachen aber immer im Rucksack dabei sein.

Eines noch zum Schluss: Wenn man eine Woche lang um den Großvenediger herum gewandert ist, dann reizt auch der Aufstieg auf sein Haupt. Deshalb sind wir zwei Tage nach der Hüttentour auf dem Venediger Höhenweg erneut aus dem Tal aufgestiegen und konnten vom Defreggerhaus aus sowohl den Großvenediger als auch einige der umliegenden Gipfel besteigen. Den dazugehörigen Tourenbericht gibt es demnächst hier!


o o o Übersicht der Kurzinfos zu allen Etappen zum Ausdrucken o o o
(Die Kurzinfos zu den einzelnen Etappen finden sich jeweils am Ende des beschriebenen Tages)


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