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Wanderungen rund um das Madlener Haus (Bielerhöhe)
Wanderungen rund um das Madlener Haus (Bielerhöhe, Silvretta) am 29. und 30.07.2003

Einleitung
Unser Ausgangs- und Übernachtspunkt für die Wanderungen rund um die Bielerhöhe (2032 m) ist das Madlener Haus (1986 m), eine Alpenvereinshütte direkt am Silvrettastausee, die man direkt mit dem Auto oder Bus anfahren kann.
Somit konnten wir bereits am Vortag anreisen und dort eine angenehme Nacht verbringen. Das Madlener Haus, das 1999 abgebrannt, anschließend renoviert und nun in diesem Jahr wieder neu eröffnet wurde, gleicht beinahe einem Hotel, in dem man zu AV-Preisen sehr gut übernachten und essen kann - also ein idealer Stützpunkt für zwei schöne Wandertage rund um die Bielerhöhe.
1. Tag: Hohes Rad
Am Morgen des 29. Juli machen Thorsten und ich uns noch im Nebel, der über dem Silvrettastausee liegt, auf zur Wanderung auf das Hohe Rad (2934 m). Dieser Gipfel soll einem bei gutem Wetter beste Aussicht auf die Berge und Gletscher der Silvretta gewähren.

Als am frühen Morgen zu Beginn unserer Wanderung das Hohe Rad noch im Nebel steckt, beginnen wir schon zu zweifeln, ob der Aufstiegstag und -zeitpunkt richtig gewählt ist. Die örtlichen Wetterberichte versprechen aber die Auflösung des Nebels im Laufe des Vormittags und zunehmend Sonne. Wir glauben dem einfach und wandern um kurz vor 8 Uhr am Madlener Haus los.
Der Weg führt zunächst knapp 50 Höhenmeter hinauf zur Bielerhöhe und dann ein Stück am Ufer des Silvrettasees vorbei bis zu einer Weggabelung. Hier können wir uns nun entscheiden, ob wir der Fahrstraße folgen und über das Bieltal auf den Radsattel wandern, um von dort das Hohe Rad zu erklimmen, oder ob wir lieber einen schmalen Pfad wählen, der uns auf direktem Weg zum Gipfel führt. Wir entscheiden uns für den kürzeren und gleichzeitig einsameren Weg und steigen den schmalen Pfad hinauf.

Zu Beginn müssen wir uns noch durch einiges an Gestrüpp schlagen, das den Weg an vielen Stellen überwuchert. Offensichtlich wecken wir mit unserem Wandern auch allerlei kleines Fliegengetier, das uns im unteren Teil des Weges um die Köpfe schwirrt. Je mehr wir jedoch an Höhe gewinnen, desto weniger werden die kleinen Fliegen und bald können wir gemütlich den hübschen Pfad hinaufwandern.
Schon gegen 8.30 Uhr beginnt sich auch der Nebel allmählich aufzulösen. Bald darauf freuen wir uns über die ersten Sonnenstrahlen und hoffen bezüglich des Wetters das Beste für den Tag.
Der Morgennebel beginnt sich zu lichten.
Der Morgennebel beginnt sich zu lichten.
Nachdem der erste Anstieg geschafft ist, zieht sich der Weg zunächst längere Zeit relativ eben durch das Gelände. Da das Laufen auf diesem Wegabschnitt nur sehr wenig Konzentration erfordert, können wir genussvoll den Blick streifen lassen und Richtung Silvrettasee blicken.

Doch plötzlich hüpft kurz vor uns etwas über den Weg - ein Schneehuhn mit ihren jungen Küken! Wir freuen uns wie die Kinder über den putzigen Anblick, verfolgen gespannt wie die Schneehuhnfamilie durch das Gras eilt und amüsieren uns über den lustigen Gang der Küken. Noch lange schauen wir den lustigen Gesellen nach, laufen anschließend noch ein paar Meter und lassen uns zur Frühstückspause auf einem größeren Stein am Wegesrand nieder.

Der Nebel hat sich mittlerweile nun schon so weit verzogen, dass man bereits ins Bieltal hinunterschauen kann. Auch der Gipfel des Hohen Rades ist bereits freigelegt. Von unserem Pausenplatz aus sieht es eigentlich gar nicht mehr so weit aus, doch der Eindruck täuscht.
Der weitere Weg verläuft noch immer relativ eben, bis sich langsam die Blockgeröllfelder mehren und wir schließlich durch ein größeres hindurch müssen. Wir steigen von Stein zu Stein. Manche wackeln ein wenig und zwingen uns, schnell auf den nächsten zu hüpfen. Ich bin froh, dass wir die Trekkingstöcke dabei haben, denn sie geben mehr Halt und Sicherheit im Geröllfeld.
Während wir uns durch das Geröll winden, kommen wir auch dem Schneefeld, das wir bereits von unten sehen konnten, immer näher. Als wir es schließlich erreichen, versuchen wir zunächst ein paar Schritte darüber zu gehen, doch es läuft sich recht unangenehm, da der Schnee an manchen Stellen doch recht hart ist.
Also steigen wir lieber weiter das Geröllfeld hinauf, um keinen Sturz, der trotz allem wohl auch nicht allzu schlimm ausgegangen wäre, zu riskieren.
Einstieg ins Blockgeröllfeld.
Einstieg ins Blockgeröllfeld.
Kurz vor dem Schneefeld.
Kurz vor dem Schneefeld.
Bevor es schließlich direkt auf den Gipfel des Hohen Rades geht, erreichen wir noch die Radschulter in 2690 m Höhe. Hier treffen wir auch auf viele andere Wanderer, die ebenfalls das Hohe Rad erklimmen wollen.
Die letzten 250 Höhenmeter geht es zum Teil erneut ein Geröllfeld hinauf. Etwa nach der Hälfte der Wegstrecke verstauen wir jeweils einen Trekkingstock im Rucksack und packen lieber hier und dort mit den Händen am Fels an, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
Auf dem Gipfel des Hohen Rades.
Auf dem Gipfel des Hohen Rades.
Ein paar Meter weiter hinter uns wandert nun auch eine Gruppe Senioren den Weg zum Gipfel hinauf. Wir staunen über deren Fitness und sind gespannt, ob sie es wirklich auf den höchsten Punkt des Hohen Rades schaffen.
Stetig klettern wir den Berg hinauf, müssen aber immer wieder Wanderern ausweichen, die bereits vom Gipfel wieder absteigen.
Um 11.30 Uhr haben wir es schließlich auch geschafft und stehen am hübsch dekorierten Gipfelkreuz. Obwohl ich mich während des Laufens recht gut gefühlt habe, bin ich nun doch erstmal ziemlich erschöpft und froh darüber, am Gipfel Rast machen zu können.
Unsere Freude über das Erreichen des Gipfels wäre noch bedeutend größer, wenn sich die Bergwelt rund um uns nicht wieder eingenebelt hätte, seit wir von der Radschulter aufgestiegen sind. Die Temperatur hat hier oben auch deutlich abgenommen. Wir ziehen Pullover und Jacke über, sogar die Handschuhe sind nötig!
In der Hoffnung, dass die Sicht in der nächsten Stunde doch noch besser wird, verweilen wir auf dem Gipfel und essen unsere hochgeschleppte Mittagsmahlzeit.
Kurze Zeit später erreichen auch zwei bereits über 70jährige Männer aus der Seniorenwandergruppe, die wir bereits auf der Radschulter getroffen haben, den Gipfel. Ich bewundere die beiden und wünsche mir im Alter auch solch eine Fitness.
Mit dem Essen und ein paar Gesprächen mit den beiden Senioren und einem weiteren Mann, der bereits vor uns auf dem Gipfel stand, vergeht die Zeit recht schnell. Doch als sich nach einer Stunde die Wolken immer noch nicht verzogen haben, beschließen wir auch aufgrund der Kälte wieder abzusteigen.
Zunächst geht der Weg wieder bis auf die Radschulter hinunter. Von dort steigen wir in Richtung Wiesbadener Hütte ab. Dazu muss man zunächst wieder über ein Geröllfeld und kurz durch ein kleines Schneefeld tappen, bis man schließlich den Radsattel kreuzt.
Kurz vor Erreichen dieses Sattels werden wir plötzlich auf eine ganze Gruppe Steinböcke aufmerksam, die unweit vom Weg in der Landschaft sitzen und trotz der vielen Leute, die auf dem Weg entlangwandern, nicht davonspringen.
Wir sind erstaunt über so viel Zutraulichkeit und können sogar einige Fotos von den majestätischen Tieren schießen.
Später bei unserer Rast auf dem Radsattel stellen wir fest, dass viele Hänge in der näheren Umgebung von den Steinböcken bevölkert sind.
Es ist lustig anzusehen, wie sie zuweilen von oben auf uns herunterschauen.
Abstieg von der Radschulter durchs Geröll.
Abstieg von der Radschulter durchs Geröll. Im Hintergrund ist die Wetterbesserung bereits erkennbar.
Eine Gruppe von Steinböcken am Wegesrand.
Eine Gruppe von Steinböcken am Wegesrand.
Während unserer Pause wird nun auch das Wetter besser, was uns natürlich in diesem Moment zunächst etwas ärgert, da wir diese Wetterbesserung gern schon auf dem Hohen Rad gehabt hätten.
Aber so können wir nun wenigstens vom Radsattel aus auf den Piz Buin, das Silvrettahorn und die Schneeglocke sowie den Vermunt und den Ochsentaler Gletscher schauen.
Es ist erschreckend, dass auf den Bergen und Gletschern fast gar kein Schnee mehr liegt.
Thorsten:

Im August 2000 habe ich die Schneeglocke über ihre Nordflanke bestiegen, die damals aus einem 45 Grad Schneefeld bestand. Die Begehung war eine einzige Wühlerei durch den Schnee, denn man sank, allerdings auch durch die Neigung bedingt, bis zur Hüfte ein.
Doch mit Entsetzen muß ich feststellen, daß jetzt zur gleichen Jahreszeit der Hang komplett abgetaut ist und nur noch zwei kleine Firnfelder übrig sind!
Auch der Ochsentalergletscher ist wieder um einiges kleiner geworden. Dort, wo damals durchgängig Schnee und Eis waren, wird das Eis nun teilweise durch Schotterrinnen unterbrochen.
Ich kann nur empfehlen Hochtouren so bald wie möglich zu machen, denn wer weiß, wie lange diese noch möglich sind.
Piz Buin mit Vermunt und Ochsentaler Gletscher.
Piz Buin mit Vermunt und Ochsentaler Gletscher.
Noch einige Zeit lassen wir den Blick schweifen in Richtung der großen Gletscher, bis wir schließlich wieder aufbrechen und den Rückweg zum Madlener Haus einschlagen.
Wir wählen den Weg Richtung Wiesbadener Hütte und steigen über einen nicht schwierigen Pfad hinab, bis wir an einer Abzweigung ins Ochsental einbiegen und in Richtung Silvrettasee den Weg fortsetzen.
Im Ochsental gibt es zwei verschiedene Wege, die die Wiesbadener Hütte und den Silvrettasee miteinander verbinden: ein unten gelegener breiter Weg und ein oberhalb am Hang entlangführender schmaler Pfad. Wir folgen letzterem, weil er schlichtweg interessanter ist und für uns mit unseren festen Bergschuhen kein Problem darstellt.

Als Thorsten und ich die ersten Tropfen vom Himmel abbekommen, streifen wir bei der nächsten Wanderpause die Regensachen über, um nicht erst bei einem richtigen Regenguss zum Umziehen gezwungen zu werden. Wie sich später aber zeigen wird, wäre diese vorzeitige Maßnahme wohl doch nicht nötig gewesen, denn es ist den ganzen Nachmittag schließlich doch trocken geblieben.
Der hübsche Pfad zieht sich ziemlich in die Länge. Trotz eines schnellen Schrittes brauchen wir doch einige Zeit, bis wir das Ochsental hinter uns lassen können und oberhalb des Silvrettastausees weiterwandern.
Zunächst haben wir die Überlegung angestellt, von hier aus mit dem Motorboot Silvretta, das regelmäßig für 2 Euro über den See schifft, zurück zur Bielerhöhe zu fahren, doch als wir am Silvrettasee ankommen, können wir es nirgends entdecken und entschließen uns die restlichen Kilometer auch noch zu laufen.
Wir sind froh, dass wir nicht den Weg, der direkt am Stausee entlangführt und von Tagestouristen nur so wimmelt, gehen müssen, sondern weiterhin am Hang einen schmalen Pfad entlanglaufen können, bis wir schließlich kurz vor dem Punkt, an dem unsere Tour auf das Hohe Rad begonnen hat, wieder ans Ufer des Stausees kommen.
Nun müssen wir nur noch über die Bielerhöhe bis zum Madlener Haus laufen, wo wir schließlich gegen 17.30 Uhr ziemlich müde und erschöpft eintreffen.

Wie gut, dass das Madlener Haus mit Duschen in den Waschräumen ausgestattet ist! Nach der langen und doch sehr anstrengenden Wanderung heute sind diese eine richtige Wohltat.
Im Anschluss an das Duschen, das uns wieder halbwegs fit gemacht hat, gibt es in der Gaststube für jeden eine große warme Mahlzeit, die wir uns an diesem Tag auf jeden Fall verdient haben.
Ins Bett werden wir wohl heute nicht allzu spät gehen, schließlich warten am nächsten Tag schon die nächsten Gipfel auf uns!
2. Tag: Bieler Spitze und Vallüla
Das Hohe Rad am nächsten Morgen vom Madlener Haus aus gesehen.
Das Hohe Rad am nächsten Morgen vom Madlener Haus aus gesehen.
Beim heutigen morgendlichen Blick aus dem Fenster in Richtung des Hohen Rades können wir kaum fassen, was wir sehen: Der Himmel über dem Gipfel ist völlig wolkenfrei und die Morgensonne lässt die Spitze des Hohen Rades in einem herrlichen Rot erstrahlen! Wie schade, dass heute solch ein schönes Wetter ist, nachdem wir am Vortag auf dem Gipfel völlig im Nebel standen.

Doch der heutige Tag bleibt auch nicht ungenutzt. Wir wollen die Bieler Spitze (2545 m) besteigen. Im Anschluss daran wird Thorsten noch allein auf die Vallüla (2813 m) gehen.
Es geht wie immer zwischen halb und um 8 Uhr los, wir laufen hinauf auf die Bielerhöhe und nehmen direkt an der Silvretta-Hochalpenstraße einen Abzweig für Wanderer, der zunächst zur Bieler Spitze führt.
Der Weg ist zum Warmlaufen am Morgen genau richtig: nicht zu steil und nicht zu steinig. Gemütlich laufen Thorsten und ich Meter um Meter hinauf, bis wir an einem Wegweiser Halt machen.

Ein Pfad führt zum Bieler Kopf, ein anderer direkt zur Vallüla. Wir grübeln, ob der Bieler Kopf mit der Bieler Spitze wohl identisch ist und kommen mit einem Wanderpaar, das ebenfalls am Wegweiser steht, ins Gespräch. Thorsten und auch einer der beiden Wanderer holen jeweils die Karten heraus und suchen den Bieler Kopf.
Schließlich finden wir heraus, dass der Bieler Kopf sozusagen der Vorgipfel der Bieler Spitze ist und etwa 150 Höhenmeter niedriger liegt.
Wir steigen also den Pfad Richtung Bieler Kopf hinauf und erreichen schließlich das Gipfelkreuz nach insgesamt einer guten Stunde des Wanderns ab dem Madlener Haus.
Nun genießen wir natürlich erst einmal die Aussicht bei dem Traumwetter, das an diesem Tag die gesamte Silvretta überzieht. Wir schauen zum Silvrettastausee hinab, gucken zum Gipfel des Hohen Rades herüber und bestaunen noch einmal die gewaltigen Gletscher dahinter. Es ist ein herrlicher Tag mit guter Fernsicht!
Panoramablick vom Bieler Kopf aus auf die Silvretta.
Panoramablick vom Bieler Kopf aus auf die Silvretta.
Auf dem Bieler Kopf legen wir auch gleich noch unsere Frühstückspause ein, bevor wir dann weiter zur Bieler Spitze aufsteigen, die nun nicht mehr sehr weit entfernt ist.
Es schlängelt sich ein schmaler hübscher Pfad im Gras hinauf bis zu einer kleinen Scharte und von da an geht es dann durch ein kurzes felsiges Gebiet direkt auf die Bieler Spitze, die leider kein weiteres Gipfelkreuz ziert. Nur ein paar Steinmänner finden wir vor sowie eine herrliche Einsamkeit und Ruhe, die man sich am liebsten auf jedem Gipfel wünscht.
Thorsten schaut nun auch mit dem Fernglas lange zur Vallüla herüber und versucht, den Weg bereits von hier zu erahnen. Nach genauer Begutachtung ist er nun fest entschlossen, den Gipfelsturm zu wagen, und so geht es von der Bieler Spitze zunächst wieder einige Höhenmeter hinab, um auf den Weg zu gelangen, der auf die Vallüla geht.
Doch während Thorsten und ich so hinabsteigen, merke ich plötzlich wie ich nach und nach immer schlapper werde. Meine Beine und auch Arme werden "weich", was Thorsten schließlich auch nicht entgeht.
Wir müssen rasten, damit ich eine Kleinigkeit essen kann. Offensichtlich hatte ich den Fehler gemacht, auf dem Gipfel nur einen Müsliriegel und ein bisschen Schokolade zu vertilgen und dann nicht rechtzeitig genug wieder etwas anderes zu mir zu nehmen. Also esse ich nun erstmal zwei Scheiben Knäckebrot mit Streichkäse, damit ich wieder zu Kräften komme.
Bis auf die Scharte, die sich zwischen der Vallüla und der kleinen Vallüla befindet, laufe ich dann aber wieder recht gut mit Thorsten mit.
Hier verlässt mich Thorsten dann für gut zwei Stunden, denn er möchte noch die Vallüla erklimmen. Ich bleibe in dieser Zeit auf der Scharte und spähe mit dem Fernglas zum Gipfel hinauf, in der Hoffnung, Thorsten dort oben bald entdecken zu können.
Thorsten:
Der Aufstieg verläuft zunächst in einer ziemlich bröseligen und steilen Rinne. Man sollte aufpassen, keine Steine loszutreten (was aber gar nicht so einfach ist), denn für weitere Gipfelaspiranten, die sich weiter unten befinden, könnte es sonst unangenehm werden.
Nach der Rinne kann man die Stöcke stehen lassen, denn es steht Kletterei im I.-II. Grad an. Leider ist der Wegverlauf manchmal etwas schlecht zu erkennen, man muß also die Augen offen halten.
Kurz vor dem Gipfel muß man schließlich noch eine rund fünf Meter hohe Wand hoch, die es ein bißchen in sich hat. Ich muß zugeben, daß ich beim Abstieg hier kurzfristig Probleme hatte, da man im oberen Teil schräg abwärts queren muß. Bei Nässe kann es hier wirklich sehr unangenehm werden.
Rund 45 Minuten nachdem ich von der Scharte aufgebrochen bin, sind jedoch alle Schwierigkeiten geschafft und ich werde mit einer grandiosen Aussicht belohnt! Die Vallüla ist jedenfalls wirklich ein Spitzenaussichtsberg, eine Besteigung lohnt sich auf alle Fälle.
Als ich Thorsten auf dem Gipfel entdecke, bin ich sehr froh, dass er es geschafft hat. Auf der Scharte habe ich extra meine rote Regenjacke weit ausgebreitet, damit er mich bzw. meinen Aufenthaltsort auch vom Gipfel aus erkennen kann.
Sobald sich Thorsten wieder zum Abstieg bereit macht, packe auch ich meinen Rucksack zusammen und gehe ihm ein paar Schritte entgegen, bis ich den Gipfelstürmer schließlich nach knapp 40 Minuten endlich wieder in meinen Arme schließen kann.
Auf der Vallüla muss die Aussicht großartig gewesen sein, zumindest zeigt das das Panoramabild, das Thorsten vom Gipfel aus aufgenommen hat.
Panoramablick vom Gipfel der Vallüla auf die Silvretta.
Panoramablick vom Gipfel der Vallüla auf die Silvretta.
Jetzt rasten wir natürlich nochmals am Wegesrand, bis wir uns schließlich auf den Rückweg zum Madlener Haus machen.
Der Abstieg erfolgt über den Aufstiegsweg, bis zu dem Punkt, an dem wir von der Bieler Spitze hinunter gekommen sind. Wir setzen natürlich den direkt Abstiegsweg fort, kommen an dem Wegweiser vorbei, an dem wir bereits am Morgen standen und stoßen wenig später auf eine lustige Gruppe Schafe.
Bereits zuvor haben wir versucht, welche von den Tieren zu streicheln, doch als wir uns ihnen näherten, liefen sie furchtsam davon. Deshalb muss es jetzt bei diesen fünf Tieren klappen.
Ich lege meine Trekkingstöcke ins Gras und nähere mich ganz langsam den Schafen. Zunächst habe ich auch etwas Bammel vor den wolligen Tieren, doch Thorsten ermuntert mich und versichert, dass meine Angst unbegründet ist.
Schließlich schaffe ich es, bei den Schafen Hand anzulegen. Thorsten kann dies sogar noch dokumentieren und schon setzen die Tiere zur Flucht an. Da kann man nichts machen. Also gehen wir weiter und lassen die Tiere für heute in Ruhe.

Doch nur kurze Zeit später kommen wir ungewollt erneut mit dutzenden Schafen in Berührung. Sie bevölkern den Abstiegsweg und uns bleibt nichts anderes übrig, als sie zum Teil vom Weg zu vertreiben.
Dafür erhaschen wir noch einen Blick auf zwei junge schwarze Lämmer, die am Wegesrand mächtig niedlich im Gras sitzen.
Auch hier kann noch ein Foto geschossen werden und dann machen wir uns schleunigst wieder davon, denn das Mutterschaf guckt uns nicht besonders freundlich an.
Janina umringt von Schafen, die sich nicht streicheln lassen wollen.
Janina umringt von fünf putzigen Schafen, die sich partout nicht streicheln lassen wollen.
Zwei niedliche Lämmer im Gras.
Zwei niedliche Lämmer im Gras.
Den restlichen Abstiegsweg können wir dann in vollen Zügen genießen. Das Wetter ist nach wie vor fantastisch und der Weg schlängelt sich durch eine herrliche Landschaft, an der man sich so richtig satt sehen kann.
Am Nachmittag erreichen wir schließlich wieder das Madlener Haus und sind glücklich über die zwei herrlichen Wandertage, die wir in der Silvretta verbringen konnten.
Fazit
Die zwei Wandertage in der Silvretta haben uns beiden sehr gut gefallen. Unser Stützpunkt, das Madlener Haus, war aufgrund der Höhe ein idealer Ausgangspunkt für unsere Wanderungen. Auch den Komfort, den das Haus bietet, haben wir als sehr angenehm empfunden.
Die Wanderung auf das Hohe Rad ist eine Tour für halbwegs konditionsstarke Leute. Auf den letzten 100 bis 200 Höhenmetern bis zum Gipfel müssen zum Teil auch leichte Kletterstellen im I. Grad überwunden werden. Eventuell kann man diese Stellen zwar auch umgehen, aber Leute, die das Hohe Rad erklimmen wollen, sollten auf ganz leichte Kletterei eingestellt sein.
Ansonsten ist der Gipfelsturm als Tagestour sehr empfehlenswert, denn zumindest der von uns gewählte Auf- und Abstiegsweg ist landschaftlich sehr hübsch und abwechslungsreich. Bei gutem Wetter kann man vom Gipfel aus über die ganze Silvretta blicken. Der Aufstieg lohnt sich an Schönwettertagen also. Allerdings wird man dann kaum allein auf dem Hohen Rad sein, denn der Gipfel wird unserem Eindruck nach viel begangen.
Eine Sache, die uns und anderen Leuten, die mit Höhenmesser unterwegs waren, auf der Radschulter unterhalb des Gipfels aufgefallen ist, könnte für alle, die auch einmal das Hohe Rad stürmen wollen, von Interesse sein: Die Höhenangabe auf dem Wegweiserschild auf der Radschulter beträgt genau 100 Höhenmeter zuviel.
Ich habe mich zunächst gefreut, dass der Weg zum Gipfel nicht mehr allzu weit ist, doch auf dem Gipfel angekommen stellten wir dann dank Thorstens Höhenmesser den Fehler auf dem Schild fest. Andere Wanderer bestätigten uns dies schließlich auch.

Für die Erwanderung der Bieler Spitze dagegen benötigt man weitaus weniger Kondition: Nur 500 Höhenmeter bis zum Hauptgipfel müssen überwunden werden.
Zu beachten ist, dass das Gipfelkreuz bereits auf dem Bieler Kopf, also etwa 200 Höhenmeter unterhalb der Bieler Spitze, thront. Die Bieler Spitze erreicht man vom Bieler Kopf aus über einen schmalen Pfad, der schließlich ganz kurz vor dem Gipfel in Blockgeröll übergeht. Hier ist Trittsicherheit auf jeden Fall erforderlich.
Wir weisen noch darauf hin, dass die Orientierung nach dem Bieler Kopf zur Bieler Spitze ein wenig schwierig ist, da der Pfad nur ganz schwach oder teilweise auch gar nicht im Gras zu sehen ist. Auf jeden Fall muss man auf eine kleine Scharte hinaufsteigen, um dann von dort auf der linken Seite den Gipfel zu stürmen.

Thorsten:
Um die Vallüla zu besteigen, sollte man schon sicher den II. Grad klettern können. Wer sich jedoch entsprechend fit fühlt, der wird allerdings mit einer wunderschönen Aussicht über die Silvretta belohnt. Eine schöne Tour, vor allem in Verbindung mit der Bieler Spitze, die ja quasi auf dem Weg liegt. Zusätzliche 400 Höhenmeter müssen nach Besteigung der Bieler Spitze bewältigt werden, da man, um zur Vallüla zu gelangen, noch ein paar Meter absteigen muß.


Rund um das Madlener Haus gibt es unseres Erachtens nach einige sehr schöne Wanderungen, die auch auf aussichtsreiche Gipfel führen. Neben den von uns bestiegenen Gipfeln wäre der Hochmaderer (2828 m), der vom Madlener Haus etwa 3,5 bis 4,5 Stunden entfernt sein dürfte, ein weiteres lohnenswertes Ziel.
Die hier vorgestellten Touren sind also nur zwei von vielen Möglichkeiten, die wir sehr empfehlen können.


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