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Familienwanderungen im Engadin (Teil 1)
Familienwanderungen im Oberengadin (Teil 1) vom 19. bis zum 25.07.2005

Einleitung
Auch dieses Jahr war ich mit meiner Familie wieder im Oberengadin unterwegs. Wir haben wie schon im Vorjahr herrliche Wanderungen unternehmen können, die ich euch nicht vorenthalten möchte. Neben einfachen Wanderungen sind aber auch einige anspruchsvolle Tagestouren im Bericht enthalten, die bis auf über 3200 m Höhe führen. Ebenso ist fast immer Trittsicherheit und teilweise auch Schwindelfreiheit erforderlich.

Da das Engadin zu den sonnigsten Regionen der Schweiz zählt, lohnt sich ein Bergurlaub dort immer. Selbst wenn es fast überall in den Alpen regnet und schneit, so wird das Engadin oft trotzdem von der Sonne verwöhnt. Das Licht ist einmalig und hat schon viele inspiriert.
Lasst auch euch von der Engadiner Bergwelt in ihren Bann ziehen! Viel Spaß beim Lesen des folgenden Tourenberichts und beim "Gedanken-Wandern"!
1. Tag: Von S-chanf zur Alp Trupchun im Nationalpark
Heute ist der erste Wandertag unseres diesjährigen Engadinurlaubs. Seit Ostern waren wir nicht mehr in den Bergen unterwegs und so muss erst wieder Kondition aufgebaut werden. Deshalb geht es heute noch nicht gleich auf die höchsten Gipfel, sondern nur zur Alp Trupchun in 2040 m Höhe. Die Alpe befindet sich im Schweizer Nationalpark "Ofenpass". Dieser wurde 1914 gegründet und ist der älteste Nationalpark Europas und nach dem Yellowstone-Park in den USA und dem Krueger-Park in Südafrika der drittälteste der Welt. Der Schweizer Nationalpark umfasst ein großartiges Wanderwegenetz von 80 Kilometern. Wichtig ist, dass die markierten Wege nicht verlassen werden dürfen und im gesamten Park auch keine Hunde erlaubt sind. Hinweistafeln weisen auf die besonderen Regeln hin.

Um 13.15 Uhr starten wir am Parkplatz Prasüras (1690 m) für Nationalparkbesucher. Dieser ist 2 Kilometer vom Ort S-chanf und somit eine halbe Stunde zu Fuß vom Bahnhof entfernt. Mit dem Auto folgt man lediglich den Hinweisschildern "Parc naziunal".
Zunächst geht es rechts vom Ova da Varusch über einen Waldwanderweg. Dieser Höhenweg verläuft parallel zur Fahrstraße, ist aber für Wanderer empfehlenswerter und wurde in den Jahren 1977 bis 1979 extra angelegt. Alle, die nicht gut zu Fuß sind, kommen über die nicht öffentliche Fahrstraße, die zunächst rechts und dann links vom Bach entlang führt, bis zum Nationalparkhaus, wo man einen Imbiss einnehmen kann.

Wir sind noch gar nicht lang gewandert, da erreichen wir eine Brücke, die uns über den Ova da Chaschauna führt. Hier könnte man dem reißenden Bach und den von ihm geschliffenen Felsen stundenlang zuschauen, aber dann würden wir heute nicht mehr weit kommen. Also geht es weiter wie durch Wegweiser ausgeschildert Richtung Alp Trupchun. Zunächst geht es in einigen Kehren bergauf, dann zweigt unser Höhenweg nach links ab und heißt fortan Via Sur Val Trupchun. Heute finden hier Holzarbeiten statt und es ist beeindruckend, wie tonnenschwere Stämme per "Seilbahn" ganz leicht von einem Hang zum anderen über das tiefe Tal transportiert werden.

Noch ein kleines Stück geht es aufwärts, aber dann verläuft unser Höhenweg relativ eben. Jeder wandert gemütlich vor sich hin und ich schaue gelegentlich ins Tal und zum Ova da Trupchun hinunter. Im Augenwinkel entdecke ich plötzlich auf der anderen Hangseite in der Ferne eine Gemse, die sich an einer lichten Stelle zeigt. Im Engadin kann man nur selten diese Tiere beobachten und so sind wir besonders froh, dies gleich am ersten Tag unseres Urlaubs erleben zu können. Wir schauen der Gemse noch eine Weile zu, bis sie wieder im Wald verschwindet.

Bald darauf entdecken wir auch das erste Murmeltier, das sich nur unweit vom Weg im Geröll befindet. Weitere Murmeltiere zeigen sich immer wieder am Wegesrand und lassen sich gern beobachten.
Wenn man den höchsten Punkt erreicht hat, geht es hinunter zum Talboden des Val Trupchun. Über eine Brücke gelangen wir auf die andere Uferseite und erreichen um 16 Uhr unser Tagesziel: die Alp Trupchun in 2040 m Höhe. Rund um die Alpe tummeln sich ganze Murmeltierkolonien! Rastplätze sind deshalb mit gelb markierten Pfählen umzäunt, damit die Nationalparkbesucher den Murmeltieren nicht allzu nahe kommen. Leider haben wir heute unseren Fotoapparat in der Ferienwohnung vergessen und können somit keine Aufnahmen der niedlichen Tiere machen - wie ärgerlich! Deshalb müssen wir die Murmeltiere umso länger in echt beobachten. Wir lassen uns auf einer Holzbank vor der Alp Trupchun nieder und schauen während der Rast den Murmeltierfamilien beim Herumtollen zu.

Um 16.15 Uhr beginnen wir mit dem Rückweg. Dieser führt uns am rechten Talufer zurück zum Ausgangsort. Bei der Abzweigung zur Fuorcla Val Sassa begegnen wir den Parkrangern. Einer davon hat sogar Dreadlocks und passt so gar nicht in das Bild vom typischen Parkwächter.
Der Weg führt hier zum anderen Ufer, um eine steile Felswand zu umgehen, an der gerade in diesem Moment zwei Steinböcke herumklettern. Lange können wir den beiden jedoch nicht zuschauen, da sich hinter uns eine große Wandergruppe nähert und wir von dieser nicht eingeholt werden wollen.
Es geht fortan stetig abwärts bis zum Nationalparkhaus Varusch und über die Fahrstraße schließlich zurück zum Parkplatz, den wir um 17.45 Uhr erreichen. Unterwegs haben wir noch viele Murmeltiere beobachten können. Eines saß so dicht am Wegesrand, dass man wirklich verführt war, es zu streicheln. Aber da ist stets Vorsicht geboten!

In jedem Fall war es eine herrliche Wanderung, die nur wenige Höhenmeter beinhaltet und trotzdem jede Menge Beobachtungsmöglichkeiten von typischen Tieren der Engadiner Bergwelt bietet. Aktuellen Berichten zufolge ist ganz in der Nähe erstmals seit Jahren wieder ein Braunbär gesichtet worden. Es wird sich zeigen, ob sich zukünftig wieder mehrere dieser Tiere im Nationalpark ansiedeln.


o o o Kurzinfos zu dieser Wanderung zum Ausdrucken o o o
(Eine Übersicht der Kurzinfos zu allen Wanderungen findet sich nochmals am Ende des Berichts)
Nachdem wir uns am Tag zuvor "warmgewandert" haben, können wir heute am zweiten Urlaubstag endlich einen ersten Gipfel stürmen. Damit keiner gleich überfordert wird, haben wir uns den Cho d'Valletta (2493 m) ausgesucht. Zum klangvollen Namen des Gipfels gibt es folgende Übersetzung: "Cho" kommt vom Lateinischen "Caput" und bedeutet Haupt, Kopf, Ende. Cho d'Valletta heißt somit übersetzt "Kopf am Ende des Tälchens".
Wir starten um 11.05 Uhr am Parkplatz in Muntarütsch (etwa 1770 m) hoch über dem Ort Samedan. Auf einem breiten Weg geht es in vielen Kehren durch ein schönes Waldgebiet hinauf zur Alp Muntatsch (2256 m), die wir gegen 12.30 Uhr erreichen. Hier kann man Speisen und Getränke einnehmen und dabei den Ausblick ins Tal genießen. Von dieser Möglichkeit müssen wir nicht Gebrauch machen, denn unsere Mittagsmahlzeit wandert schon die ganze Zeit im Rucksack mit und wartet nur darauf, verspeist zu werden.
Bereits über der Baumgrenze in interessanter Landschaft.
Bereits über der Baumgrenze in interessanter Landschaft.
Am großen Gipfel-Steinmann des Cho d'Valletta.
Am großen Gipfel-Steinmann des Cho d'Valletta.
Um ein Stückchen von der Alp wegzukommen und um vor allem ein schattiges Plätzchen für die Mittagsrast zu haben, wandern wir noch ein Stückchen hinauf und lassen uns dann nieder. Gegen 14 Uhr brechen wir wieder auf und wandern über einen breiten Bergrücken in wechselnder Steilheit zum Gipfel des Cho d'Valletta (2493 m), den wir um 14.45 Uhr erreichen. Eine vorgeschobene felsige Kuppe, auf der ein Wettermast thront, ist noch etwa 3 Meter höher als der eigentliche Gipfel, kann aber unschwierig erstiegen werden. Auf dem Gipfel selbst steht ein großer Steinmann. Von hier oben bietet sich eine großartige Aussicht hinunter ins Inntal und über Pontresina sogar bis zum Berninapass. Wir genießen den Gipfelerfolg auf unsere Art und legen uns auf den flachen Gipfelrücken, schließen ein wenig die Augen und genießen die herrliche Luft und die Sonne! Um uns herum kann man den sich jagenden Fliegen lauschen, die Geräusche wie vorbeirasende Formel-1-Autos erzeugen.
Im Liegen ist Fotografieren am schönsten.
Im Liegen ist Fotografieren am schönsten.. :-)
Kleiner Bergsee oberhalb der Alp Muntatsch.
Kleiner Bergsee oberhalb der Alp Muntatsch.
Um 15.15 Uhr beginnen wir mit dem Abstieg. Dieser führt uns zunächst Richtung Piz Padella hinunter. Hier sind gelegentlich nur noch schwache Wegspuren, deshalb muss man aufpassen, dass man nicht zu nahe an die felsigen Abbrüche auf der rechten Seite gerät. In 20 Minuten erreichen wir Margunin (2411 m) und von dort geht es zunächst steil und dann relativ eben wieder hinab zur Alp Muntatsch (2256 m) und über den breiten Fahrweg zum Ausgangsort zurück, den wir gegen 16.30 Uhr erreichen. Als weitere Wegvariante bietet sich auch der steile Pfad hinunter zur Kirche San Peter (1795 m) an. Von dort gelangt man dann auf einer Fahrstraße ebenfalls zurück zum Parkplatz Muntarütsch.


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(Eine Übersicht der Kurzinfos zu allen Wanderungen findet sich nochmals am Ende des Berichts)
3. Tag: Umrundung des Silser Sees auf Ufer- und Höhenwegen
Um 10.30 Uhr erreichen wir den großen Parkplatz am Ortseingang von Sils-Baselgia (1797 m). Von hier aus starten wir unsere Umrundung des Silser Sees, der größte der vier Seen der Oberengadiner Seenkette.

Zunächst geht es kurz durch den Ort und dann zum Seeufer. Durch herrlichen Lärchenwald folgen wir eine knappe Stunde lang dem stetig auf- und absteigenden Uferweg bis nach Isola (1812 m), einem kleinen Weiler, der als Siedlung von Bergeller Bauern dient, die hier im Sommer ihr Vieh weiden. Ganz in der Nähe kann man einen gewaltigen Wasserfall bestaunen. Eine Mittagspause ist hier Pflicht!
Bei Maloja am Ufer des Silser Sees.
Bei Maloja am Ufer des Silser Sees.


Weiter geht es am Seeufer entlang nach Maloja. Davor liegt ein großer Campingplatz, deshalb ist hier im Sommer allerhand los. Und so muss man auch hin und wieder Autos ertragen, die über den nun fahrstraßenbreiten Seeuferweg fahren.

Bald erreichen wir den Weiler Cadlägh (1801 m) und damit das Ende des Seeuferweges. Die erste Hälfte der Seeumrundung ist damit geschafft. Ein paar Minuten lassen wir uns noch auf einer Bank am Ufer nieder und genießen die Aussicht, bevor es dann zur zweiten Hälfe der Umrundung geht.

Nun müssen wir uns entscheiden: Entweder gehen wir etwa 200 m entlang der Fahrstraße und dann dem Wegweiser zum Weiler Splüga folgend hinauf. Das scheint uns aber gefährlich, da die Straße zum einen sehr stark befahren ist und zum anderen kurvig ist, sodass man unter Umständen von herannahenden Autos nicht rechtzeitig gesehen wird.

Also müssen wir ein paar mehr Höhenmeter in Kauf nehmen und wählen den Aufstieg Richtung Grevasalvas und Pass Lunghin. Etwa 150 Höhenmeter geht es steil hinauf, dann zweigen wir aber rechts ab. Hier muss man die Augen offen halten, sonst verpasst man den Abzweig!
Noch ein kleines Stück geht es von hieran hinauf, aber die Ausblicke hinunter auf den herrlichen Silser See entschädigen mehr als genug für die Mühe! Dann erreichen wir die kleine Siedlung Blaunca (2037 m) und können schließlich hinunter nach Grevasalvas (1941 m) steigen, wo wir gegen 14 Uhr eintreffen. Grevasalvas ist eine malerische Sommersiedlung mit ihren mit Steinplatten gedeckten alten Häusern. Der Weiler wurde hauptsächlich als Drehort für den Heimatfilm "Heidi" bekannt. Einst gehörte der Weiler Bergeller Bauern, aber die Weiden werden heute leider kaum noch genutzt, sodass die Häuser zum Teil dem Verfall preisgegeben wären. Zum Glück werden sie zunehmend wieder instandgesetzt und als Sommerwohnungen für Feriengäste verwendet.
Die malerische Siedlung Blaunca hoch über dem Silser See.
Die malerische Siedlung Blaunca hoch über dem Silser See.
Ein fröhliches Ziegenquartett auf dem Weg nach Grevasalvas.
Ein fröhliches Ziegenquartett auf dem Weg nach Grevasalvas.
Kurz vor Grevasalvas treffen wir am Wegesrand noch ein fröhliches Ziegenquartett. Die lieblich guckenden Tiere lassen uns nur ungern weitergehen. Zu gern würden wir sie mitnehmen auf unsere Wanderung!

Von Grevasalvas aus geht es noch einmal ein kleines Stück hinauf Richtung Sils-Baselgia zu einem kleinen Sattel (2011 m). Nun geht es hauptsächlich abwärts über ein Teilstück der Via Engiadina, dem Engadiner Höhenweg. Die Tiefblicke, die sich hier zum Silser See bieten, sind herrlich! Außerdem kann man hier wieder einige Murmeltiere beobachten, wie sie durch das Geröll am Hang unter dem Weg hin und her rennen.
Um 15.30 Uhr erreichen wir schließlich wieder den Parkplatz am Ausgangspunkt und sind froh, dass wir diese besondere Seeumrundung auf Ufer- und Höhenwegen geschafft haben.


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(Eine Übersicht der Kurzinfos zu allen Wanderungen findet sich nochmals am Ende des Berichts)
Aufstieg zum Munt Seja.
Aufstieg zum Munt Seja.
Um 10.30 Uhr sind wir heute am Parkplatz Resgia (1670 m) bei Zuoz. Hier sind einige Wegweiser und man sollte genau wissen, wo man hin möchte. Wir wandern zunächst auf dem breiten Almweg geradeaus und zweigen dann nicht zum schmalen Pfad ab, sondern bleiben auf dem breiten Weg Richtung Munt Seja.

Durch Mischwald geht es zum Glück die meiste Zeit im Schatten stetig aufwärts. Schon nach kurzer Zeit bieten sich uns tolle Aussichtsfenster nach Zuoz und auf die gegenüberliegende Bergseite. Obwohl der Weg sehr breit ist, wird er zunehmend bewachsener, was darauf hindeutet, dass hier nicht allzu große Massen entlang wandern. Und so treffen wir an diesem Morgen keinen einzigen Wanderer.
Nach über einer Stunde des ständigen Aufstiegs dürfen wir den Abzweig zum Munt Seja nicht verpassen. Hier darf man sich nicht abschrecken lassen, denn der Weg sieht nicht sehr einladend aus: Auf einem schmalen Pfad geht es extrem steil hinauf. Leider hält diese Passage auch einige Zeit an, sodass man sich stets neu motivieren muss weiterzugehen. Mit etwas Geduld und langsamen Gehen ist dies aber für jeden zu schaffen. Vor allem sollte man das regelmäßige Trinken und vielleicht auch einen Energieriegel nicht vergessen!

Langsam, aber sicher erreichen wir die Baumgrenze. Der Weg führt immer noch weiter hinauf und wir entdecken hoch über uns zwei Wanderer, die den Hang queren. Sie zeigen uns, wie weit auch wir noch aufsteigen müssen.
In Kehren geht es hinauf bis zu einem schönen Aussichtspunkt und schließlich erreichen wir den Munt Seja (2325 m), den höchsten Punkt des Rückens. Die Rast wird nur kurz und so stiefeln wir gleich weiter. Ein kurzes Stück geht es noch relativ eben am Hang entlang. Wenn es hier regnet, dann kann der Weg schnell sehr gefährlich werden! Deshalb sollte man hier aufpassen, denn auf einem so schmalen ausgesetzten Pfad kann ein Fehltritt fatale Folgen haben.

Anschließend folgt der Abstieg in eine Geröllmulde, in der es sich ein paar Kühe gemütlich gemacht haben. Wir stiefeln schnell an den großen Tieren vorbei und müssen dann nochmals hinauf, um dann eben und schließlich hinab zum malerischen kleinen Bergsee Prastinaun (2430 m) zu wandern. Laut Wegweiser soll man vom Munt Seja zum Lej da Prastinaun lediglich 35 Minuten benötigen. Wir haben aber länger gebraucht und halten diese Zeitangabe auch nicht für ganz realistisch. Mit 45 Minuten sollte man durchaus rechnen.
Aufstieg nach dem Geröllfeld zum Lej da Prastinaun.
Aufstieg nach dem Geröllfeld zum Lej da Prastinaun.
Rast am Lej da Prastinaun, der im Hintergrund durchschimmert.
Rast am Lej da Prastinaun, der im Hintergrund durchschimmert. Im Hintergrund die Felsabbrüche des Piz Mezzaun.
Am See lassen wir uns erstmal zur Mittagsrast nieder. Ein schöner großer Felsbrocken bietet sich als ideale Sitzgelegenheit an. Wir genießen die Stille und unser Mittagsbrot, das wir uns nach dem langen Aufstieg verdient haben. Doch plötzlich durchbricht Glockengeläut die Stille und Kühe kommen über den Bergrücken hinaufgestürmt. Im ersten Moment springen wir schnell auf und packen alle unsere Sachen wieder zusammen. Die Kühe kommen direkt auf uns zu und wir befürchten das Schlimmste! Aber dann gibt es Entwarnung, als die Kühe zum See hinunterlaufen. Offensichtlich wollten sie nur ihre Füße kühlen und einen Schluck des kühlen Wassers nehmen.
Irgendwie haben wir aber trotzdem keine richtige Ruhe mehr und so gehen wir um 14 Uhr erstmal ein paar Meter weiter hinab Richtung Alp Arpiglia. Hier kommen uns nun einige Wanderer entgegen. Zwei tragen sogar ihr Fahrrad den steilen Weg hinauf! Wir fragen uns, was die beiden vorhaben, denn auf der anderen Seite müssen sie das Fahrrad wohl auch wieder hinunter tragen, denn Fahren ist dort nur schwer möglich.

Wanderer sind aber nicht die einzigen, die wir hier sehen. Plötzlich hüpft vor uns auf dem Weg aufgeregt ein Schneehuhn mit seinem Jungen herum. Es scheint um sein Leben zu rennen und so verfolgen wir es nicht, sondern lassen es von dannen ziehen. Ein niedliches Tier!

Bald erreichen wir die Absperrung für die Kühe und verlassen den Bereich. Direkt danach können wir unsere Mittagsrast an einem Bächlein nachholen und haben sogar frisches Trinkwasser. Anschließend geht es weiter zur Alp Arpiglia (2129 m), die wir gegen 15 Uhr erreichen. Der Weg vom Lej da Prastinaun bis zur Alp Arpiglia ist mit 45 Minuten Gehzeit an den Wegweisern ausgegeben. Dies scheint uns schon realistischer als die andere Angabe von Munt Seja aus.

Von der kleinen Alp geht es über eine Fahrstraße wieder hinab zum Ausgangsort. Auf dem Weg lassen wir uns nochmals auf einer schönen Aussichtsbank nieder und genießen die Aussicht und die Sonnenstrahlen auf der Haut. Den Schmetterlingen scheint es hier auch zu gefallen. Es wimmelt nur so von den Faltern. Sie lassen sich immer wieder auf unseren Händen und Armen nieder und wärmen sich ebenso in der Sonne. Einer der Schmetterlinge posiert sogar für ein kleines Foto-Shooting. Das Ergebnis ist rechts zu sehen.

Um 16.15 Uhr erreichen wir wieder den Parkplatz Resgia.
Schmetterlinge lassen sich bestaunen.
Schmetterlinge lassen sich bestaunen.



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(Eine Übersicht der Kurzinfos zu allen Wanderungen findet sich nochmals am Ende des Berichts)
Am Tag zuvor haben wir nur eine kleine Wanderung oberhalb von St. Moritz unternommen, die sich aber nicht zur Beschreibung lohnt.
Heute wollen wir dafür aber wieder einen Gipfel erklimmen. Ziel ist der Piz Campasc (2599 m) am Berninapass. Auch Günther Flaig schwärmt in seinem Gebietsführer zur Berninagruppe von diesem Gipfel, den er als einzigartigen Aussichtsbalkon beschreibt. Aber es wird ein später Aufstieg werden, denn wir starten unsere Wanderung erst um 11.30 Uhr am Ospizio Bernina (2307 m) am Lago Bianco kurz vorm Berninapass (2328 m). Am Hospiz befindet sich ein großer Parkplatz (Achtung, gebührenpflichtig!), wo wir unser Auto für die Dauer der Wanderung stehen lassen können.

Der Weg führt uns nun oberhalb des Lago Bianco entlang an kleinen Bergseen, in denen Kaulquappen hin und her schwimmen. Es mal auf und ab bis zu einer Mulde unterhalb des Gipfels. Hier legen wir um 12.30 Uhr eine Mittagsrast ein und blicken schon mal neugierig zum Gipfel hinauf. Von der Ferne aus hatten wir Wanderer oben gesehen, die nun hinuntersteigen, als wir unsere Mittagsbrote essen.
Am Beginn des Weges zum Piz Campasc, der vor uns thront.
Am Beginn des Weges zum Piz Campasc, der vor uns thront.
Über eine Grashalde von Süden nach Norden aufwärts zum Gipfel.
Über eine Grashalde von Süden nach Norden aufwärts zum Gipfel.
Dann geht es weiter erst ein kurzes Stück den Grat hinauf Richtung Gipfel. Hier sollte man gut auf die Markierung achten, um nicht den Weg zu verlieren. Hier und dann wird es schon etwas ausgesetzt und man sollte immer eine Hand frei haben, um sich am Fels abzustützen. Der Weg wird zunehmend steiler und steiniger, es sind ganz leichte Kletterstellen zu überwinden. Zudem bieten sich tolle Tiefblicke hinab zum Berninapass, weshalb Schwindelfreiheit unbedingt erforderlich ist.

Meinem Vater wird es zunehmend mulmig, da er nicht ganz schwindelfrei ist. Er entschließt sich, nicht mit auf den Gipfel zu gehen, ermuntert uns aber trotzdem weiter hinauf zu steigen. Meine Mutter bleibt liebevollerweise bei ihm und so machen meine Schwester Katja und ich uns allein auf den Weg.

Unterhalb des Gipfels müssen wir nun queren. Hier sind manche Stellen ein wenig ausgesetzt und daher bei Nässe besonders kritisch. Hier ist Konzentration gefragt! Wenn die Querung geschafft ist, geht es über eine Grashalde von Süden nach Norden zum Gipfel hinauf. Hier geben Steinmänner die nötige Orientierung, deshalb ist bei schlechter Sicht Vorsicht geboten. Um 13.20 Uhr stehen wir beide schließlich am höchsten Punkt des Piz Campasc (2599 m) und genießen die prächtige Rundsicht. Leider wird jedoch das Wetter zunehmend schlechter und dicke Wolken nahen. Deshalb halten wir uns nicht allzu lange am Gipfel-Steinmann auf und steigen über den gleichen Pfad wieder hinab.
Am großen Steinmann auf dem Piz Campasc.
Am Gipfel des Piz Campasc. Den Steinmann habe ich natürlich nicht allein gebaut.. ;-)
Aussicht vom Gipfel auf die umliegende Bergwelt.
Aussicht vom Gipfel auf die umliegende Bergwelt.
Als wir schließlich wieder den Grat erreichen, kommt uns eine niederländische Wandergruppe entgegen. Es sind fünf Frauen und ein Junge, die wohl ebenfalls zum Gipfel stürmen. Wir grüßen, werden aber nicht beachtet und fast noch vom Weg abgedrängt, da die meisten aus der Gruppe keinen Zentimeter Platz machen. Also gehen wir wortlos weiter und erreichen schließlich wieder die Mulde, wo unsere Eltern bereits auf uns warten.

Wir berichten gerade von der holländischen Gruppe, die nur in kurzen Hosen und ärmellosen T-Shirts unterwegs ist, obwohl es heute ein recht kühler Tag ist, als wir sehen, dass die Gruppe immer langsamer wird und schließlich stoppt. Sie sehen so aus, als würden sie nicht mehr weitergehen wollen. Einige machten uns schon weiter unten einen sehr unsicheren und geschafften Eindruck. Schließlich kehren sie wieder um und steigen bereits vor der Querung wieder ab. Wir sind erleichtert, dass die scheinbar nur schlecht ausgerüstete und teilweise kraftlose Gruppe nicht mehr weitergeht, zumal die Wolken bedrohlich nahe kommen.

Anschließend machen wir uns auch auf den Weg zurück zum Hospiz, das wir um 15 Uhr wieder erreichen. Als wir wieder im Auto sitzen, beginnt es draußen zu regnen und wir sind froh, dass wir den Auf- und Abstieg noch trockenen Fußes geschafft haben.


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(Eine Übersicht der Kurzinfos zu allen Wanderungen findet sich nochmals am Ende des Berichts)
6. Tag: Vom Julierpass zum Leg Grevasalvas
Heute ist das Wetter eher durchwachsen, deshalb geht es erst am Nachmittag auf eine kleine Wanderung, die am Ende doch größer wird als geplant.
Wir starten dieses Mal am Julier-Hospiz/La Veduta (2233 m) kurz vorm Julierpass (2284 m). Vom Parkplatz geht es über die Straße hinüber und dann dem Wegweiser folgend Richtung Leg Grevasalvas. 45 Minuten sind als Gehzeit angeschrieben, dann wollen wir mal sehen, ob wir dies schaffen.

In wechselnder Steilheit geht es hinauf, zwischendurch über grobes Blockwerk, bis auf eine Kuppe in 2449 m Höhe. Von hier kann man bereits zum See hinunter schauen. Außerdem bietet sich ein prächtiger Blick hinauf zur imposanten Felsspitze des Piz da las Coluonnas.
Am Beginn des Weges zum Leg Grevasalvas. Im Hintergrund der Piz da las Coluonnas.
Am Beginn des Weges zum Leg Grevasalvas. Im Hintergrund der Piz da las Coluonnas.
Der Leg Grevasalvas.
Der Leg Grevasalvas.
Nun geht es wieder gute 50 Meter abwärts. Der Weg ist sehr steil und man kann sich glücklich schätzen, wenn man die Trekkingstöcke dabei hat. Wir haben leider keine im Gepäck und müssen uns so vorsichtig nach unten wagen. Durch die vielen losen Kiesel, die den Weg bedecken, besteht ständig Rutschgefahr. Aber schließlich erreichen wir das Ufer des Leg Grevasalvas (2390 m). Die Zeit von 45 Minuten haben wir nicht ganz geschafft, aber mehr als eine Stunde sollte man nicht benötigen.

Wir wollen zunächst am See rasten, aber dieser wird umschwärmt von tausenden kleinen Fliegen. Es muss an der schwül-warmen Witterung liegen. Deshalb gehen wir wieder ein paar Meter aufwärts und lassen uns dort nieder. Eigentlich sollte der See unser Tagesziel sein, aber in der Ferne winkt die Fuorcla Grevasalvas (2688 m). Bis dorthin zu wandern, dürfte zu weit für heute sein, aber wenigstens noch ein Stück in diese Richtung wollen wir wagen. Deshalb setzen wir uns eine feste Umkehrzeit auf 16 Uhr und stiefeln los.
Weiterweg Richtung Fuorcla Grevasalvas.
Weiterweg Richtung Fuorcla Grevasalvas.
Herrliche Pflanzen- und Blütenwelt am Wegesrand.
Herrliche Pflanzen- und Blütenwelt am Wegesrand.
Der Weiterweg ist herrlich. Ein hübscher Pfad, der mit schönen Blüten gesäumt ist, führt nur wenig ansteigend Richtung Fuorcla Grevasalvas. Um 16 Uhr erreichen wir schließlich einen kleinen Unterstand auf etwa 2550 m. Die Fuorcla Grevasalvas scheint gar nicht mehr weit zu sein, aber es nützt alles nichts, wir müssen wieder umkehren, da uns Essen und Trinken und vor allem die Zeit ausgehen. Kaum sind wir umgedreht, beginnt es plötzlich zu regnen! War es vielleicht doch keine gute Idee, noch Richtung Fuorcla Grevasalvas zu gehen? Das Tal ist sehr eng und so können wir nicht erkennen, ob hinter den Bergen ein Gewitter aufzieht. Wir befürchten das Schlimmste, nehmen die Beine in die Hand und rennen fast schon zurück zum See. Die Regenjacken haben wir zum Glück dabei, sodass wir nicht allzu nass werden.

Vom See geht es weiterhin im Sauseschritt wieder abwärts und zurück zum Parkplatz am Julier-Hospiz, das wir um 17.25 Uhr erreichen. Als wir im Auto sitzen, verziehen sich die Regenwolken und die Sonne scheint hindurch. Wunderbar, dann können wir wenigstens im Sonnenschein zurück in unser Quartier fahren! ;-)


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(Eine Übersicht der Kurzinfos zu allen Wanderungen findet sich nochmals am Ende des Berichts)
Übersicht der Kurzinfos
o o o Übersicht der Kurzinfos zu allen Wanderungen zum Ausdrucken o o o
(Die Kurzinfos zu den einzelnen Wanderungen finden sich jeweils am Ende des beschriebenen Tages)
Link zum zweiten Teil des Tourenberichts
Zum Bericht "Familienwanderungen im Oberengadin (Teil 2) vom 26.07. bis zum 01.08.2005"


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