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Winterraumtour in den Niederen Tauern
Winterraumtour in den Niederen Tauern vom 08. bis zum 15.10.2006

Wegverlauf in Google Earth
Bei dieser Tour hatten wir unser GPS im Gepäck und konnten damit die Wanderroute als Track aufzeichnen. Der genaue Wegverlauf ist unten in Google Earth sichtbar. Durch Verschieben der Karte und mittels der Zoomfunktion lassen sich mehr Details erkunden.

Download des Tracks als .gpx (310 kb)
(Rechtsklick und "Ziel speichern...")
Tag 1: Von Hüttschlag zur Tappenkarseehütte
Die meisten Hütten haben jetzt im Oktober schon geschlossen, die Berge sind nordseitig schon weiß und es ist ruhig in den Alpen. Perfekt für eine Winterraumtour!
Mit dem Auto reisen wir an und finden uns am Vormittag in Hüttschlag (1030 m) im Großarltal in den Niederen Tauern ein. Zunächst parken wir am Straßenrand, bekommen jedoch von einem Einheimischen dann einen Hinweis auf einen öffentlichen und kostenlosen Parkplatz. In Hüttschlag ist nicht viel los, hier und da sieht man mal einen Menschen aus dem Fenster schauen oder über die Straße huschen, einige Autos brausen am Ort vorbei. Schnell die Wandersachen angezogen und die Rucksäcke endgültig gepackt - und dann geht es gegen 11 Uhr schließlich los: Unsere Winterraumtour durch die Niederen Tauern kann beginnen!
Hüttschlag (1030 m) im Großarltal.
Hüttschlag (1030 m) im Großarltal.
Anfangs geht es sanft die Almen hinauf.
Anfangs geht es sanft die Almen hinauf.
Von der Hauptstraße geht ein Abzweig über den Bach Großarlb ab und führt an einem Bauernhof vorbei. Ein sehr lebhafter Hund bellt uns lautstark hinweg und wir erhöhen unsere Gehgeschwindigkeit. Zunächst führt der Weg kaum markiert über grüne Wiesen, auf denen Kühe grasen. Wir sind uns hier oft nicht sicher, wo der Weg genau entlang führt und klettern schließlich über ein Holzgatter, steigen weiter über die nasse Wiese auf und müssen weiter oben wieder ein solches Gatter überwinden - diese Aktion war komplett sinnlos, wie wir später feststellen, als wir auf den richtigen Weg stoßen. Von nun an ist der Weg aber ganz gut ausgebaut und wir können ihn nicht mehr verfehlen.
Die ersten 300 Höhenmeter sind geschafft.
Die ersten 300 Höhenmeter sind geschafft.
Im Hintergrund die schneebedeckten Gipfel.
Im Hintergrund die schneebedeckten Gipfel.
Nach einer Spitzkehre geht es nun stetig aufwärts, mitunter sehr steil und schweißtreibend. Wir wandern zwar südseitig, besonders warm ist es dank der Jahreszeit aber trotzdem nicht. Zwischendurch erhalten wir immer wieder Tiefblicke nach Hüttschlag und sehen so stetig den Höhengewinn. Das motiviert - und die Motivation können wir auch gut gebrauchen. Der erste Wandertag auf Tour ist immer besonders anstrengend; man ist noch nicht an den schweren Rucksack gewöhnt und muss erstmal seinen Laufrhythmus finden. Nach gut drei Stunden Aufstieg sind die ersten 1000 Höhenmeter aber doch geschafft. Einen letzten Grashang müssen wir uns noch hinaufschieben und dann stehen wir am Gipfelkreuz des Hundeck (2079 m), der erste Gipfel dieser Tour. Nun haben wir uns erstmal eine längere Pause verdient. Wir lassen die Beine baumeln, genießen die Sonne und die Aussicht auf die schneebedeckten Gipfel in der Ferne.
Nach über 1000 Hm Aufstieg, endlich am Gipfel des Hundeck (2079 m).
Nach über 1000 Hm Aufstieg, endlich am Gipfel des Hundeck (2079 m).
Aber auch der weitere Weg lässt sich von hier aus sehr gut einsehen. Eine gute Orientierung bietet der Draugstein, der alle Gipfel in der näheren Umgebung überragt. Thorsten liebäugelt mit einer Besteigung des Draugsteins (2358 m), aber ein Blick auf die Uhr, die Wanderkarte und in den AV-Führer lässt uns dann leider doch davon Abstand nehmen, weil die Zeit zu knapp wird. Bei Winterraumtouren muss man besonders die nächste Hütte im Blick haben. Man muss bedenken, dass es zu dieser Jahreszeit recht früh dunkel wird und man mehr Zeit benötigt, um den Winterraum zu inspizieren und für einen Wasservorrat zu sorgen, deshalb sollte man möglichst noch bei Helligkeit die Hütte erreichen.
Der weitere Weg führt zunächst auf dem sanften Grat entlang in Richtung Spielkogel, zweigt dann aber kurz unterhalb dieses wenig markanten Gipfels ab und führt darunter vorbei zum Stangersattel und weiter zum Filsmoossattel (2062 m).
Wegweiser nach dem Hundeck.
Wegweiser nach dem Hundeck.
Auf dem Filzmoossattel (2062 m) - mit übergroßem Enzian.
Auf dem Filzmoossattel (2062 m) - mit übergroßem Enzian.
Am Filsmoossattel wartet eine übergroße Enzianblüte auf ein Foto mit den Wanderern auf dem Salzburger Almenweg, auf dem wir uns gerade befinden. Allzu lange können wir jedoch nicht verweilen, denn es ist bereits nach 16 Uhr und noch sind es einige Meter bis zur ersten Hütte. Ein letzter Blick hinauf zum Draugstein und dann geht es weiter aufwärts zum Draugsteintörl, das wir nach einer knappen Stunde Aufstieg um 17 Uhr erreichen. Zwischendrin war jedoch noch eine kurze Rast notwendig, die vielen Höhenmeter am ersten Tag schlauchen. Hier oben am Draugsteintörl steht ein schlichtes Holzkreuz, das jetzt schon von der Abendsonne angestrahlt wird. Ein schnelles Foto und dann geht es nur noch abwärts zu unserem heutigen Übernachtungsziel: die Tappenkarseehütte (1620 m). Man muss nur aufpassen, dass man nicht den Abzweig zur Tappenkarseealm erwischt, aber die Hütte ist gut ausgeschildert und schließlich erreichen wir noch rechtzeitig die Hütte. Der Winterraum ist schnell gefunden und nur mit AV-Schlüssel zugänglich, den wir uns aber vorher gegen einen Pfand bei unserer Sektion ausgeliehen haben.
Am Draugsteintörl in der Abendsonne.
Am Draugsteintörl in der Abendsonne.
Der Tappenkarsee mit der Tappenkarseealm (1768 m).
Der Tappenkarsee mit der Tappenkarseealm (1768 m).
Der Winterraum der Tappenkarseehütte ist verhältnismäßig groß: 14 Lagerbetten befinden sich in einem großen Raum, in dem weiterhin ein Ofen, ein großer Tisch sowie ein paar Stühle stehen. Jetzt am Anfang der Saison ist alles sehr ordentlich und aufgeräumt, wir sind wohl die ersten Winterraumgäste in dieser Saison und finden alles vor, was wir benötigen, vor allem steht genügend Brennmaterial zur Verfügung, was nicht selbstverständlich ist.

Bevor wir aber richtig zur Ruhe kommen und unser Abendessen zubereiten können, müssen wir noch auf Wassersuche gehen. Mithilfe der Wanderkarte und unserem Gehör finden wir nur wenige Höhenmeter von der Hütte entfernt einen seichten Bergbach, an dem wir uns mit Trink- und Abwaschwasser versorgen können. Der Abend kann nun gemütlich ausklingen.


o o o Kurzinfos zu dieser Wanderung zum Ausdrucken o o o
(Eine Übersicht der Kurzinfos zu allen Etappen findet sich nochmals am Ende des Berichts)
Tag 2: Von der Tappenkarseehütte zur Franz-Fischer-Hütte
Um 7.00 Uhr sind wir heute abmarschbereit. Es ist bereits hell draußen und es sieht wieder nach einem perfekten Tag aus, was das Wetter anbelangt. Wir haben uns für heute viel vorgenommen - zu viel, wie sich später schnell herausstellt, aber der Reihenfolge nach: Nachdem der Winterraum ausgekehrt und abgesperrt ist, geht es zunächst ein paar Meter hinab in den Talboden. Wir überqueren den Bachlauf, der zum Tappenkarsee führt, und steigen auf der anderen Hangseite westseitig wieder hinauf. Gegen 9 Uhr erreichen wir die Weißgrubenscharte (2255 m). Hier können wir uns in der Sonne wärmen und ein zweites Frühstück nehmen. Dann deponieren wir die Rucksäcke und steigen geschwind die 100 Hm zum Weißgrubenkopf (2369 m) hinauf. Die Aussicht ist fantastisch.
Aufstieg zum Weißgrubenkopf (2369 m).
Aufstieg zum Weißgrubenkopf (2369 m).
Die letzten Hm zum Gipfel durch Schnee und Schotter.
Die letzten Hm zum Gipfel durch Schnee und Schotter.
Der Weg auf den Gipfel ist an sich unschwierig. Es liegt aber nun ein wenig Schnee, manche Stellen sind von der Nacht noch vereist und so können einzelne Passagen schnell gefährlich werden.

Vom Gipfel können wir bereits den weiteren Wegverlauf sehen. Wir erblicken das Mosermandl und den Faulkogel. Beide Gipfel sind für heute geplant, doch schon jetzt merken wir, dass wohl beide Gipfel nicht mehr machbar sein werden.

Wir steigen wieder hinab zur Weißgrubenscharte, holen unsere Rucksäcke und folgen dem Weg 02 in Richtung Franz-Fischer-Hütte. Auf der Wanderkarte sieht der Weg relativ eben und nicht besonders weit aus, aber er zieht sich dann doch unerwartet in die Länge. Unterwegs lädt zudem ein kleiner klarer Bergsee mit Holzbank und Tisch am Ufer zum Verweilen ein. Um 12 Uhr erreichen wir schließlich den Zaunersee und die Franz-Fischer-Hütte (2018 m), unsere heutige Unterkunft. Auch diese Hütte ist bereits geschlossen, obwohl die Fahne des Alpenvereins noch draußen hängt. Der Winterraum ist nach kurzer Suche gefunden; er ist nicht abgeschlossen. Die Tür ist mit einem Riegel gesichert, der sich nur schwer allein lösen lässt. Der Eingang setzt sich aus zwei Türelementen und einer Decke als Windschutz zusammen. Damit kann man leben.
Thorsten am Gipfelkreuz des Weißgrubenkopfes.
Thorsten am Gipfelkreuz des Weißgrubenkopfes.
Ausblick auf die weiteren Ziele.
Ausblick auf die weiteren Ziele.
Der Winterraum ist mit 10 Matratzenlagern, einem Tisch und einer Sitzbank sowie einem Ofen ausgestattet. Doch wo sind Töpfe, Geschirr und Besteck? Wir suchen die wenigen Schränke ab, finden aber nichts dergleichen. Das haben wir nicht erwartet. In allen Winterräumen, die wir bisher aus Tirol kannten, war dafür gesorgt. Was nun? Wir haben selbst keinen Topf dabei, unser Essen muss aber in einem solchen gekocht werden. Wir suchen die nähere Umgebung ab, schauen auch, ob nicht doch jemand in der Hütte ist, aber die Hüttentür ist eindeutig abgeschlossen. Im Außenbereich der Hütte entdecken wir schließlich eine alte Vitrine, in der historische Gegenstände wie Bergstiefel, Töpfe und Besteck ausgestellt sind. Wir schauen uns die Gegenstände an, die sicherlich schon seit Jahrzehnten hier draußen offen stehen und stets Wind und Wetter ausgesetzt sind. Das sieht man den Gegenständen deutlich an, der Topf ist innen verrostet, das Besteck hat noch Horngriffe, die man heute praktisch nicht mehr kennt. Aber immerhin, wir haben einen Topf gefunden, den wir zunächst in den Winterraum bringen und sichern. Vielleicht können wir am Abend ja doch noch damit kochen. Wir werden sehen.

Die Inspektion des Winterraums und die Suche nach einem Topf hat uns viel Zeit gekostet und so ist es nun schon kurz vor 13 Uhr. Ob wir wenigstens einen der beiden geplanten Gipfel noch schaffen? Wir studieren erneut die Karte und den AV-Führer und müssen feststellen, dass es zeitlich sehr eng wird. Die reine Gehzeit dürfte zum Faulkogel vier Stunden betragen, da sind jedoch noch keine Pausenzeiten eingerechnet.

Es ist eine schwierige Entscheidung, aber schließlich lassen wir es mit den großen Gipfeln lieber und geben uns mit einem kleinen Hüttengipfel zufrieden: der Stierkarkopf (2366 m). Dazu geht es zunächst wieder runter zum Zaunersee und dann über einen markierten Pfad am Osthang hinauf. Eine Stunde benötigen wir für den Aufstieg und haben nun natürlich noch viel Zeit, um auf dem Gipfel zu entspannen und die Aussicht zu genießen.
Die Franz-Fischer-Hütte am Zaunersee.
Die Franz-Fischer-Hütte am Zaunersee.
Thorsten beim Spaziergang über die Gipfel.
Thorsten beim Spaziergang über die Gipfel.
Thorsten ist ein wenig enttäuscht von diesem Tag. Er hatte sich mehr vorgenommen und blickt nun ein bisschen sehnsüchtig zum Faulkogel hinüber. Er überlegt noch, den Wildkarkopf zu besteigen und klettert ein paar Meter in südwestliche Richtung den Grat hinab, um dann festzustellen, dass der Wildkarkopf zu weit entfernt ist und vor allem einige Höhenmeter überwunden werden müssen.

Und so sitzen wir sehr lange am Gipfel vom Stierkarkopf und lassen uns die Sonne auf den Bauch scheinen. Im Kopf planen wir schon den nächsten Tag, der den lockeren Wandertag von heute kompensieren muss. Wir steigen irgendwann wieder hinab zur Franz-Fischer-Hütte und suchen erstmal in der Umgebung ein bisschen trockenes Gestrüpp und dünne Hölzer, um den Ofen anzünden zu können. Große Holzblöcke sind vorhanden. Den gefundenen Topf werden wir zum Kochen nehmen, nachdem wir ihn am Zaunersee mit Steinen ausgekratzt und ein wenig vom Rost befreit haben. Thorsten war so schlau und hat ein wenig Chilipulver mit auf Tour genommen - das lenkt nachher im Essen ein wenig von dem eisenhaltigen Geschmack ab. Ein abenteuerlicher Tag und Abend, der dann trotzdem noch sehr gemütlich wird. Auch in dieser Hütte sind wir wieder allein, worüber wir in diesem Fall froh sind, da es sonst ziemlich eng im Raum wird. Wir legen uns früh zum Schlafen, am nächsten Tag soll es zeitig losgehen.


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(Eine Übersicht der Kurzinfos zu allen Etappen findet sich nochmals am Ende des Berichts)
Tag 3: Von der Franz-Fischer-Hütte zur Südwiener Hütte
Gipfel des Mosermandls (2680 m).
Gipfel des Mosermandls (2680 m).
Heute wollen wir's aber nun wissen: Das Mosermandl soll heute in jedem Fall bestiegen werden. Anschließend haben wir jedoch noch einen weiten Weg bis zur nächsten Hütte vor uns, deshalb müssen wir früh hinaus in die Bergwelt.

Um kurz vor 6 Uhr starten wir an der Franz-Fischer-Hütte. Die Südwiener Hütte, unser heutiges Etappenziel, ist zum Glück noch bewirtschaftet und wir haben uns bereits telefonisch angemeldet, um ganz sicher zu gehen, dass wir nicht vor verschlossenen Türen stehen, und so können wir heute den Tag komplett nutzen und müssen nicht unbedingt bei Helligkeit die Hütte erreichen.

Als wir heute loswandern, ist es noch sehr dunkel, aber der Mond scheint vom Himmel und leuchtet uns den Weg ganz gut aus. Wir folgen dem Weg 02 relativ eben in Richtung Essersee (2087 m). Man könnte auch über die Windischscharte (2304 m) zum Mosermandl nordseitig aufsteigen, aber wir bevorzugen lieber den direkten Weg von Süden, zumal dieser gestern kaum Schnee hatte und wir nicht wissen, wie es nordseitig aussieht.

Um halb sieben kommt langsam die Sonne über die Gipfel, während wir schon fast unterhalb des Gipfels stehen. Hier zweigt nun der Aufstieg zum Gipfel ab. Wir deponieren einen Rucksack zwischen den Latschenkiefern und steigen gleichmäßig einen schmalen Pfad aufwärts. Wir haben ein anständiges Tempo, denn wir wollen heute keine Zeit verlieren, da viele Tageskilometer anstehen. Außerdem merken wir, dass wir nun schon den dritten Tag unterwegs sind und uns ans Bergsteigen gewöhnt haben.
Im AV-Führer ist der Aufstiegsweg von Süden eingezeichnet und verspricht leichte Kletterei (I) im oberen Gipfelbereich. Zunächst geht es aber über Schotterfelder mühsam am Grat hinauf, bis wir später etwas festeres Gestein erreichen. Die letzten 80 m vorm Gipfel sind seilversichert und müssen tatsächlich etwas geklettert werden. Die Seile müssen aber nicht zwangsläufig benutzt werden. Wer hingegen ungeübt ist, für den ist dieser Aufstieg sicherlich schon sehr anspruchsvoll. Wir lassen einen unserer Stöcke hier unten stehen und kraxeln zum höchsten Punkt. Und um kurz vor 8 Uhr stehen wir oben auf dem Gipfel des Mosermandls (2680 m).

Wir werden mit einer fantastischen Aussicht belohnt. Hunderte Gipfel in der Morgensonne, im Tal in der Ferne die Tauernautobahn im Nebel - wirklich atemberaubend. Am liebsten würden wir ganz lange hier oben bleiben, aber dafür reicht die Zeit heute leider nicht. Abgesehen davon ist es um diese Uhrzeit auch recht kühl hier oben, wenn man sich nicht mehr bewegt. Die Entscheidung, nicht über die Nordseite aufzusteigen, war richtig, denn hier liegt sehr viel Schnee. Schnee und Eis können unter Umständen bei den Ier-Kletterstellen, die auch auf der Nordseite bewältigt werden müssen, kritisch werden.
Aussicht vom Mosermandl ins Tal.
Aussicht vom Mosermandl ins Tal.
Apfelgenuss in der Pause, im Hintergrund der Aufstiegsweg.
Apfelgenuss in der Pause, im Hintergrund der Aufstiegsweg.
Langsam stiefeln wir wieder hinunter, was wesentlich schneller geht als der Aufstieg. Unterwegs treffen wir ein anderes Wanderpaar, das auch auf dem Weg zum Mosermandl ist. Man grüßt sich und tauscht Infos über den Wegverlauf aus. Wir überwinden die Schotterfelder und lassen uns dann für eine Rast auf den Grasflächen nieder. Während Thorsten genüsslich einen Apfel verzehrt, blicke ich nochmal zurück auf den Aufstiegsweg, beobachte das Wanderpaar und lasse die Route noch einmal Revue passieren.

Anschließend treffen wir wieder auf den Weg 02, der uns hinab zur Jakoberalm (1839 m) führt. Hier ist etwas mehr los als bisher, einige Wanderer aus dem Tal erfrischen sich an der Alm. Wir bleiben jedoch nicht lang, wir schöpfen nur ein bisschen frisches Wasser und wandern weiter. Es geht über eine Wiese und später durch enges Gestrüpp. Zwischendurch sind wir uns gar nicht mehr so sicher, ob wir uns wirklich noch auf dem Wanderweg befinden. Es hat aber alles seine Richtigkeit. Offensichtlich wird der Weg nur nicht so häufig begangen und ist deswegen etwas zugewuchert.

Unser nächstes Zwischenziel, der Rothenwändersee, ist noch lange nicht zu sehen, er versteckt sich hinter einer Kuppe. Stattdessen ragt der Große Hochfeind (2687 m) in den Himmel und ist immerzu in unserem Sichtfeld. Pünktlich zum Mittagessen erreichen wir den See. Wir suchen uns ein lauschiges Plätzchen und tanken neue Energie. Danach geht es weiter durchs Urbankar. Hier überqueren wir den Tauerntunnel, der in der Tiefe des Berges unter uns verläuft. Man sieht von außen nur die Lüftungsöffnungen aus Beton, die ganz unnatürlich in die Landschaft ragen.

Wir queren hinüber, stiefeln vorbei am Karkopf unterhalb der Permuthwand und kämpfen uns zur Taferlscharte (2236 m) hinauf. Wir haben jetzt schon ziemlich viele Höhenmeter und Wegkilometer in den Beinen und sind ein wenig erschöpft. Auf der Scharte rasten wir noch einmal und steigen dann auf der Nordseite hinab zum Windsfeld. Vom Windsfeld geht es relativ eben weiter auf dem Weg 02. Kurz vorm Ziel geht es noch einmal ein paar Meter ab- und nachher wieder aufwärts, bis wir schließlich in der letzten Abendsonne die Südwiener Hütte (1801 m) erreichen.
Auf dem Weg zum Rothenwändersee.
Auf dem Weg zum Rothenwändersee.
Ausblick zum Dachsteingebirge.
Ausblick zum Dachsteingebirge.
Auf der Südwiener Hütte werden wir sehr freundlich empfangen. Wir genießen als erstes ein Radler auf den Bänken vor der Hütte, bis die Sonne hinter den Bergen verschwindet. Dann beziehen wir unser Lager, das wir die gesamte Nacht für uns allein haben, und gönnen uns heute eine schöne Dusche.
Das Abendessen in der Hütte ist fantastisch. Der Wirt staunt über unseren großen Hunger - wir nehmen eine gehaltvolle Suppe und noch eine große Pfanne Käsespätzle, dazu leckeres Bier - ein wahrer Genuss nach drei anstrengenden Wandertagen. Neben uns sind noch vier andere Wanderer da, denen der Hüttenwirt die tollsten Geschichten erzählt. Heute können wir rundum zufrieden mit dem Erreichten sein.


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(Eine Übersicht der Kurzinfos zu allen Etappen findet sich nochmals am Ende des Berichts)
Tag 4: Von der Südwiener Hütte nach Obertauern
Die Nacht war an sich sehr erholsam, doch schon im Morgengrauen wache ich immer wieder auf, weil ich Schmerzen an den Füßen habe. Am Morgen dann begutachten wir das Übel: Blasen an den Versen. Den Tag auf der Hütte verbringen, kommt nicht in Frage! So schlimm kann es mit den Blasen auch nicht sein, ich beiße mich durch und wir machen uns um 7 Uhr wieder auf den Weg. Ein Fuß schmerzt sehr beim Laufen, wir drosseln ein bisschen das Tempo und ich konzentriere mich einfach auf die schöne Aussicht und den Weg. Nach einigen Stunden Laufen merke ich keine Schmerzen mehr, man hat sich daran gewöhnt.
Am Morgen auf dem Weg zum Pleißlingkeil.
Am Morgen auf dem Weg zum Pleißlingkeil.
Nordseitig liegt ein wenig Schnee auf dem Geröll.
Nordseitig liegt ein wenig Schnee auf dem Geröll.
Der Tag heute wird es in sich haben: Wir planen die Überschreitung vom Großen Pleißlingkeil über die Hintere Großwandspitze, Glöcknerin und Zehnerkarspitze. Auf der Karte sieht die Wanderung traumhaft aus, wir sind gespannt, ob sie in der Wirklichkeit genauso schön ist. Das Wetter spielt perfekt mit: Der Wetterbericht hat nur Gutes vorhergesagt und schon am Morgen ist erkennbar, dass die Sonne heute die Hauptrolle am Himmel spielen wird. Einzige Sorge bereitet uns die Schneelage. Nordseitig, also die Seite, auf der der Weg viele Meter entlang führt, liegt schon einiges an Schnee. Aus der Ferne kann man schwer einschätzen, wie viel Schnee den Weg bedeckt und in welchem Zustand dieser ist, aber wir wollen es zumindest versuchen. Früh genug aufgestanden sind wir jedenfalls, sodass wir immer noch umdrehen und auf den unteren schneefreien Weg ausweichen können.

Von der Südwiener Hütte (1801 m) geht es zunächst der Ausschilderung folgend über den Weg 02 Richtung Glöcknerin. Der Weg steigt zunächst sanft an, wird dann jedoch schnell steiler und steinig. Es folgt schließlich ein Abzweig, an dem wir uns für den oberen Weg und damit für die Überschreitung entscheiden. Westlich des Pleißlingkessels (1905 m) geht es über einen schwach markierten Pfad durch Gras und Geröll hinauf. Die Tiefblicke in den Pleißlingkessel sind sehr eindrücklich, zumal wir nordseitig unterwegs sind und somit kein Sonnenstrahl den Kessel erreicht. Der Kleine Pleißlingkeil ist durch seine spitze Form deutlich erkennbar, wir wollen diesen aber auslassen und direkt zum Großen Pleißling aufsteigen. Dort, wo die Ausschilderung zum Kleinen Pleißlingkeil führt, nehmen wir den linken Weg und erreichen eine schneebedeckte Flanke. Bevor wir diese angehen, legen wir erstmal eine kurze Rast für eine Zwischenmahlzeit ein. Skeptisch beäugen wir den weiteren, nun vollständig schneebedeckten Weg.
Die Flanke im Hintergrund muss noch gequert werden.
Die Flanke im Hintergrund muss noch gequert werden.
Auf den letzten Metern wird die Flanke steiler.
Auf den letzten Metern wird die Flanke steiler.
Wenn kein Schnee liegt, ist der Weg sehr gut zu finden. Zum Glück sind die rot-weißen Markierungen aber in Massen vorhanden, sodass es auch bei Schnee kein Orientierungsproblem gibt. Wir steigen zunächst direkt in südliche Richtung hinauf und queren dann unterhalb des Großen Pleißlingkeils die Flanke. Der Schnee behindert uns zunächst nicht allzu stark, aber man muss trotzdem ziemlich aufpassen und sich auf den Weg konzentrieren. Abschüssige Steinplatten, lose Steine, etc. sind nämlich nicht mehr zu erkennen und der Schnee ist auch stellenweise weich, stellenweise wieder härter. Jeder Schritt muss mit Bedacht gesetzt werden.

Ganz sanft geht es aufwärts, erst zum Schluss geht es noch einmal direkt in südliche Richtung und sehr steil die Flanke hinauf zu einem Vorgipfel. Die Fußspitzen müssen mit viel Kraft in den Schnee gerammt werden, um Halt zu finden. Kurz nach 9.30 Uhr sind wir schließlich oben am Vorgipfel und können erstmals die Sonne genießen. Mir erscheint der Weg zum Großen Pleißlingkeil zu weit und zu riskant, um ihn noch zu gehen, denn ich bin durch die Schmerzen am Fuß und den Aufstieg gerade zu erschöpft und benötige eine Pause. Thorsten macht sich also ohne Gepäck allein auf den Weg hinüber zum Großen Pleißlingkeil (2501 m). Es stellt sich heraus, dass der Weg nicht allzu weit ist: Gerade einmal 10 Minuten benötigt Thorsten für den Aufstieg. Er genießt die Aussicht, ich fotografiere seinen Gipfelerfolg und dann kehrt er auch schon wieder zurück.
Thorstens Aufstieg zum Großen Pleißlingkeil - sieht weiter aus als es tatsächlich ist.
Thorstens Aufstieg zum Großen Pleißlingkeil - sieht weiter aus als es tatsächlich ist.
Nun kann die eigentliche Kammwanderung beginnen. Wir steigen im östlichen Hang wieder in kleinen Serpentinen hinab zur Scharte zwischen Pleißlingkeil und Großwandspitze und wandern nordseitig unterhalb des Gratverlaufs hinüber. Der Weg sieht eigentlich recht kurz aus, ist aber heute der schwierigste Wegabschnitt. Der Schnee ist stellenweise gefroren und manchmal nur schwer zu erkennen. Und so verlieren wir kurzzeitig den exakten Wegverlauf und stehen vor einer eisüberzogenen Platte, die wir ohne Steigeisen lieber nicht begehen wollen, denn die Gefahr des Abrutschens ist zu groß. Und in den Kessel unterhalb möchten wir nicht fallen!

Sollen wir die Steigeisen herausholen? Wir haben sie für alle Fälle natürlich im Rucksack dabei, denn wir wussten nicht, was uns auf der Tour erwartet. Dennoch schauen wir uns lieber nochmal die Umgebung an, gehen ein paar Meter zurück bzw. klettern vorsichtig ein paar Meter abwärts, um die vereiste Platte zu umgehen. Nach 10 Minuten höchster Konzentration beim Absteigen gelangen wir wieder auf den Wanderweg und können uns weiter vorkämpfen. Der letzte Teil der Querung wird immer angenehmer und flacher und führt uns gegen 11 Uhr wieder auf Kammhöhe. Die Sonne und der Ausblick sind fantastisch!
Ausblick auf den weiteren Wegverlauf.
Ausblick auf den weiteren Wegverlauf.
Blick zurück auf den Weg vom Pleißlingkeil zur Großwandspitze.
Blick zurück auf den Weg vom Pleißlingkeil zur Großwandspitze.
Nach einer ausgiebigen Mittagsrast auf Kammhöhe machen wir uns wieder auf den Weg, denn wir haben noch viel vor. Ein bisschen Zeit haben wir bei der Querung verloren, aber es ist noch im Rahmen. Die Hintere Großwandspitze (2437 m) nehmen wir trotzdem noch mit: Die Rucksäcke lassen wir kurz am Weg zurück, stiefeln in wenigen Minuten zum Gipfel hinauf und entdecken auf der Vorderen Großwandspitze ein anderes Wanderpärchen. Es sind die ersten Wanderer, die wir heute in diesem Gebiet sehen.

Anschließend geht es wieder zum Weg zurück. Wir nehmen die Rucksäcke wieder auf und queren unproblematisch auf dem Grat entlang zur Glöcknerin (2433 m) hinüber, die wir um kurz nach 12 Uhr erreichen. Das Gipfelkreuz ist schon sehr verwittert, macht aber einen romantischen Eindruck. Hier machen wir zur Abwechslung mal ein gemeinsames Gipfelfoto per Selbstauslöser. Das Wetter ist immer noch perfekt, wir genießen die Gipfelaussicht, halten uns aber dann nicht länger auf, sondern machen uns auf zum nächsten Ziel: Die Zehnerkarspitze.
Blick von der Großwand aufs nächste Ziel: Die Glöcknerin.
Blick von der Großwand aufs nächste Ziel: Die Glöcknerin.
Am Gipfelkreuz der Glöcknerin (2433 m).
Am Gipfelkreuz der Glöcknerin (2433 m).
Von der Glöcknerin geht es zunächst abwärts in Richtung Predigtstuhl. Diesen Gipfel lassen wir aber aus Zeitgründen aus, er ist auch nicht sonderlich spektakulär, dass man ihn unbedingt mitnehmen müsste. Kurz vorm Predigtstuhl zweigt der Weg überraschend in die Südflanke ab. Es geht einige Höhenmeter hinab und dann führt ein schmaler Pfad südseitig hoch über dem Zinnerkar hinüber zur Scharte zwischen Predigtstuhl und Zehnerkarspitze.

Der Weg zieht sich in die Länge und ist ungewöhnlich warm, denn die Sonne prasselt nun zur Mittagszeit auf uns herab, was wir nicht mehr gewöhnt waren, da wir vormittags hauptsächlich nordseitig unterwegs waren. Es ist ein ständiger Wechsel zwischen Pullover/Jacke an- und ausziehen.
Zur Zehnerkarspitze geht es die letzten Meter einen südseitigen Grashang hinauf. Ein Weg ist markiert, aber ansonsten kaum ausgetreten, also suchen wir uns in Serpentinen unseren eigenen angenehmen Aufstiegsweg. Um 14 Uhr erreichen wir den Gipfel der Zehnerkarspitze (2382 m). Nun können wir noch einmal stolz und auch ein wenig ungläubig auf die heute überschrittene Gipfelkette zurückblicken. Es sieht unheimlich weit entfernt aus und doch sind wir an der Südwiener Hütte gestartet und den ganzen Weg zu Fuß gelaufen. Hier oben haben wir nun Zeit, die Aussicht bei einer zweiten Mittagsmahlzeit nochmals richtig zu genießen.
Ausblick von der Glöcknerin auf die nächsten Ziele.
Ausblick von der Glöcknerin auf die nächsten Ziele.
Südseitiger Aufstieg zur Zehnerkarspitze.
Südseitiger Aufstieg zur Zehnerkarspitze.
Es ist 14 Uhr und wir haben noch ein paar Stunden zum Wandern Zeit. Die Schmerzen an meinem Fuß sind längst vergessen, zumindest spüre ich sie jetzt nicht mehr, also steht uns dies auch nicht bei unserer weiteren Planung im Weg.
Von der Zehnerkarspitze kann man noch die Gamsspitze besteigen und dann direkt ins Tal nach Obertauern hinabwandern. Die Gamsspitze erscheint uns aber nicht so interessant. Stattdessen liebäugeln wir mit der weiter entfernten Gamsleitenspitze. Also machen wir uns schließlich wieder auf den Weg und steigen nord-/nordostseitig von der Zehnerkarspitze hinab. Der Weg ist stellenweise etwas ausgesetzt, es ist also höchste Konzentration geboten!

An einer Stelle wird es dann unerwartet anspruchsvoll: Hier müssen etwa 4-5 Meter im unteren II. Schwierigkeitsgrad hinab geklettert werden. Hinzu kommt, dass die Stelle recht glitschig ist, weil stets ein kleines Wasserrinnsal herabläuft und den Stein schmierig macht. Wer solche Klettereien nicht geübt ist, kann hier Schwierigkeiten bekommen, zumal die Tiefblicke recht beeindruckend sind.
Gipfelkreuz der Zehnerkarspitze (2382 m).
Gipfelkreuz der Zehnerkarspitze (2382 m).
Blick zurück auf die Gipfel rund um die Glöcknerin.
Blick zurück auf die Gipfel rund um die Glöcknerin.
Nach der leichten Kletterstelle müssen wir uns beeilen, denn der folgende Wegabschnitt ist steinschlaggefährdet. Wir haben Glück und bekommen keinerlei Steine ab und erreichen unversehrt einen kleinen künstlich angelegten See, der im Winter sicherlich für die Schneekanonen benötigt wird.

Hier kann man direkt nach Obertauern absteigen, aber wir wagen uns noch an die Gamsleitenspitze heran. Gleich zu Beginn merken wir, dass der Weg nicht besonders gut markiert ist. Mithilfe der Wanderkarte und GPS finden wir aber den Wegverlauf, dem wir dann folgen können. An den Gras- und Schotterhängen der Gamsleitenspitze geht es sehr steil hinab, es ist also nichts für schwache Nerven und Nicht-Schwindelfreie! Der Weg ist teilweise etwas aufgeweicht und so müssen wir ziemlich aufpassen, dass wir nicht abrutschen. Zunächst geht es direkt auf dem Grat hinauf, dann führt der Weg kurz in die Nordflanke und steigt dann steil zur Südflanke hinauf, die wiederum zum Grat führt. Auf diesem erreichen wir schließlich den Gipfel der Gamsleitenspitze (2369 m), der ganz unscheinbar ist, aber trotzdem eine schöne Aussicht vor allem nach Obertauern bietet.
Blick nach Obertauern (1738 m).
Blick nach Obertauern (1738 m).
Kaminzimmer des Gasthofs Taverne in Obertauern.
Kaminzimmer des Gasthofs Taverne in Obertauern.
Weglos steigen wir anschließend hinab zur Scharte zwischen Gamsleiten- und Herbertspitze. Von dort führt ein breiter Skipistenweg hinab bis nach Obertauern (1738 m), unserem heutigen Übernachtungsort. Der Wirt der Südwiener Hütte hat uns am Abend zuvor den Gasthof Taverne in Obertauern empfohlen und für uns ein Zimmer reserviert. Das DAV-Haus hat leider nicht geöffnet und auch sonst müssen wir feststellen, dass in Obertauern um diese Jahreszeit ziemlich "Tote Hose" ist. Wir sind zunächst skeptisch, was der Gasthof Taverne für ein Schuppen ist, sind dann aber ganz positiv überrascht. Gleich zum Empfang bekommen wir kostenlos einen fruchtigen Schnaps gereicht, die Wirtin ist unwahrscheinlich nett und lässt uns im herrlich kitschigen und urigen Kaminzimmer ausruhen, bis wir unser Zimmer bekommen. Im Winter ist der Gastraum sicherlich voll mit betrunkenen und gröhlenden Skitouristen, aber heute ist es einsam und sehr lauschig, fast ein bisschen unwirklich nach einem ganzen Tag Einsamkeit in den Bergen.

Das Zimmer ist schön ausgestattet, die warme Dusche löst nach vier Tagen in den Bergen regelrechte Glücksgefühle aus! Und die Speisekarte lässt uns auch das Wasser im Mund zusammenlaufen. Als wir in den Gastraum kommen, werden wir von einer Vierergruppe am Nachbartisch freudig erwartet - zunächst erkennen wir die Leute gar nicht, aber dann fällt es uns doch wieder ein: Die vier waren die Nacht zuvor mit uns in der Südwiener Hütte! Wir erfahren, dass die Gruppe den unteren Weg nach Obertauern genommen hat, weil ihnen die Überschreitung zu heikel erschien. Sie haben uns aber stets am Kamm entlangspazieren gesehen und immer gestaunt, wie wir von Gipfel zu Gipfel "hüpfen". Nach ausführlichem Austausch über den Wegverlauf und die Schneelage sind wir aber so erschöpft und hungrig, dass wir uns an einen eigenen Tisch zurückziehen. Das 3-Gang-Bergsteigermenü macht uns überglücklich und zum Abschluss bekommen wir wieder einen kostenlosen Schnaps - ein rundum perfekter Tag, insgesamt vielleicht sogar der schönste Tourentag der ganzen Woche, der sehr gemütlich endet.


o o o Kurzinfos zu dieser Wanderung zum Ausdrucken o o o
(Eine Übersicht der Kurzinfos zu allen Etappen findet sich nochmals am Ende des Berichts)
Tag 5: Von Obertauern zur Ignaz-Mattis-Hütte
Nach einer wirklich erholsamen Nacht in einem komfortablen Hotelbett lassen wir den heutigen Tag ganz gemütlich beginnen. Wir haben heute nicht so viel vor und nehmen uns deshalb die Zeit für ein gemütliches Frühstück im Hotelrestaurant - herrlich! Wenn man tagelang nur abgepacktes Vollkornbrot morgens verzehrt hat, dann sind frische Brötchen wirklich ein Hochgenuss. :-)

Irgendwann nach 9 Uhr haben wir dann alle Sachen zusammengepackt, uns vom Gasthof verabschiedet und wieder hinaus in die Berge begeben. Zunächst geht es ein paar Meter an der Hauptstraße entlang in den Ort hinein, dann zweigen wir der Ausschilderung zum Seekarhaus folgend nach rechts in eine Asphaltstraße ab. Der Ort ist ansonsten ziemlich menschenleer um diese Jahreszeit, aber hier brettern ständig Autos hin und her, die zum Seekarhaus wollen. Dort wird zur Zeit gebaut, damit die Gäste im Winter wieder jeglichen Komfort genießen können.

Vorbei am Hundsfeldsee erreichen wir das Seekarhaus (1779 m), eine Hotelanlage, die direkt an den Skiliften steht. Wir schlängeln uns durch das Hoteldorf hindurch und folgen dem Weg vorbei an der Seekaralm und hinauf zur Seekarscharte (2022 m), die durch ein Holzkreuz markiert wird und einen schönen Blick nach Obertauern und die umliegenden Gipfel gewährt.
Auf der Seekarscharte (2022 m).
Auf der Seekarscharte (2022 m).
Blick vom Sonntagkar zu den nächsten Gipfeln.
Blick vom Sonntagkar zu den nächsten Gipfeln.
An der Seekarscharte ist der weitere Weg ausgeschildert. Wir folgen Weg 02 Richtung Oberhütte, der zunächst wieder einige Höhenmeter abwärts durch ein weites Kar führt. Die Aussicht auf unsere heutige Wegstrecke ist fantastisch: In aller Ausführlichkeit können wir die Steirische und die Lungauer Kalkspitze betrachten. Ein kleiner See im Kar trägt zusätzlich zur Idylle bei. Auf diesem Weg treffen wir zum ersten Mal auf dieser Tour ein paar mehr Menschen, die sich wandernd fortbewegen. Vielen kommen von der Oberhütte oder sind auf dem Weg zu ihr.

Wir erreichen gegen 11 Uhr den Oberhüttensattel (1866 m). Hier können wir unsere Wasserflaschen an dem kleinen Bergbächlein auffüllen, das Wasser schmeckt hier richtig gut. Belustigend ist einer der Wegweiser hier am Sattel, der darauf hinweist, dass es noch 3 Minuten bis zur Oberhütte sind. Man sieht diese bereits deutlich vor sich, wahrscheinlich braucht man nicht mal 2 Minuten, um zu ihrer Eingangstür zu laufen! Allenfalls im Nebel kann der Hinweis ganz hilfreich sein..
Wegweiser am Oberhüttensattel (1866 m).
Wegweiser am Oberhüttensattel (1866 m).
Noch 3 Minuten zur Oberhütte...!
Noch 3 Minuten zur Oberhütte...!
Nachdem wir nun am tiefsten Punkt angekommen sind, geht es fortan wieder steil aufwärts. Wir müssen 500 Höhenmeter zur Akarscharte schaffen, also los geht's! Am Anfang kämpfen wir uns über einen engen Pfad durch Latschenkiefern hindurch. Es ist richtig heiß zwischen den Bäumen, da diese die Wärme unheimlich gut speichern. Weiter oben wächst dann kaum noch etwas, stattdessen finden wir ein paar Schneefelder. Es ist aber kein Problem, diese zu überqueren.

Schon vom Weg aus können wir viele Wanderer beobachten, die sich zur Steirischen Kalkspitze hinauf kämpfen. Da oben muss ja ein richtiges Volksfest stattfinden! Dann kommt uns eine große Wandergruppe entgegen, die alle guter Dinge sind, freundlich grüßen und gelegentlich einen kleinen Schnack mit uns anfangen. Wir unterhalten uns über den Weg, Start- und Zielpunkt, werden ausgefragt, woher wir kommen und was wir noch vorhaben. Es ist immer schön, Gleichgesinnte zu treffen, auch wenn viele nicht mehr in unserem Alter sind.
Der Weg ist unterschiedlich steil, aber mit Ausdauer und gleichmäßigem Tempo erreichen wir die Akarscharte (2315 m) schließlich gegen 12.30 Uhr. Oben angelangt, machen wir erstmal eine Mittagspause und warten darauf, dass die Gipfel etwas leerer werden. Und wir haben Glück, als wir schließlich unsere Rücksäcke verstaut haben und die erste Kalkspitze in Angriff nehmen, kommen die letzten Wanderer hinunter, sodass wir nachher den Gipfel für uns allein haben.
Blick von der Steirischen Kalkspitze zu den Giglachseen.
Blick von der Steirischen Kalkspitze zu den Giglachseen.
Thorsten am Gipfel der Steirischen Kalkspitze (2459 m).
Thorsten am Gipfel der Steirischen Kalkspitze (2459 m).
Die Steirische Kalkspitze kommt als erste dran. Der Weg ist nicht richtig markiert, aber man findet sich trotzdem ganz gut zurecht, man muss einfach dem ausgetretenen Pfad folgen. Erst führt der Weg auf der Westseite entlang, wechselt dann aber bald auf den Grat und führt von dort direkt auf den höchsten Punkt der Steirischen Kalkspitze (2459 m), den wir um 13 Uhr erreichen.

Der Weg ist nicht besonders anspruchsvoll, aber an manchen Stellen ist er ein wenig ausgesetzt, was für Leute mit Höhenangst ein Problem werden kann. Diese sollten den Gipfel aber sowieso meiden, da die Steirische Kalkspitze auf der Nordseite fast 900 Meter steil ins Tal zur Ursprungalm abfällt.
Thorsten hat zu diesem Gipfel eine ganz besondere Beziehung: Er war als Jugendlicher schon einmal mit seinem Vater hier oben. Damals war der Aufstieg von der Ursprungalm ein ziemlicher Kraftakt, beide waren solche Gipfeltouren nicht gewöhnt. Nun so viele Jahre später erinnert man sich mit einem Schmunzeln an die damaligen Aufstiegsmühen, ist aber auch stolz, es trotzdem geschafft zu haben. Das Gipfelbuch verrät darüber nichts mehr, es ist neueren Datums, schließlich steigen jedes Jahr unzählige Leute hier herauf.

Wir genießen noch ein wenig die Aussicht, steigen dann aber wieder zur Akarscharte hinab. Von dort aus geht es gleich wieder aufwärts, nur diesmal in südliche Richtung zur Lungauer Kalkspitze. Diese ist auch für Thorsten Neuland. Es geht in kleinen Serpentinen durch Schotter und dann ostseitig über die Flanke und am Schluss auf dem Grat zum Gipfel der Lungauer Kalkspitze (2471 m), den wir um 14 Uhr erreichen. Aufstieg ist auch für nicht Schwindelfreie kein Problem, da er keine ausgesetzten Stellen aufweist. In dieser Jahreszeit findet man allenfalls schon ein bisschen Schnee auf den Wegen.
Weg von der Steirischen zur Lungauer Kalkspitze.
Weg von der Steirischen zur Lungauer Kalkspitze.
Janina am Gipfel der Lungauer Kalkspitze (2471 m).
Janina am Gipfel der Lungauer Kalkspitze (2471 m).
Auch auf der Lungauer Kalkspitze hatten wir das Glück, allein zu sein. Erst, als wir wieder absteigen, kommt uns noch ein Wanderer entgegen. Zurück an der Akarscharte ruhen wir noch ein wenig aus, satteln dann wieder die Rucksäcke und machen uns an den Abstieg.

Wir wollen die Nacht heute im Winterraum der Ignaz-Mattis-Hütte verbringen. Hoffentlich sieht dieser besser aus als der von der Franz-Fischer-Hütte. Ansonsten müssten wir zur Ursprungalm absteigen und irgendwie ins Tal kommen.
Nun wandern wir erstmal hinunter zu den Giglachseen. Dazu geht es in kleinen Serpentinen steil hinab zum Znachsattel (2059 m) und von dort leicht absteigend zur Giglachseehütte (1955 m). Der Blick auf die Wanderkarte lässt uns grübeln: Im Winterraum benötigen wir Wasser zum Kochen, Abwaschen und Trinken, aber in der Nähe der Hütte sieht es zumindest laut Karte nicht nach einem frischen Bach aus. Also sollten wir vorher noch nach Wasser Ausschau halten, bevor es dunkel wird. Bei der Giglachseehütte spannen wir die Lauscher auf. Thorsten hört ein Rauschen in der Ferne. Wir steigen ein paar Meter Richtung Ursprungalm ab und tatsächlich, wir finden gegen 16 Uhr einen kleinen Bach, an dem wir frisches Wasser zapfen können. Vier Liter sind besser als nichts.
Thorsten beim Wasserzapfen.
Thorsten beim Wasserzapfen.
Blick zurück zu den beiden Kalkspitzen.
Blick zurück zu den beiden Kalkspitzen.
Nun können wir uns beruhigt zur Ignaz-Mattis-Hütte begeben. Dazu steigen wir wieder zu den Giglachseen hinauf und wandern dann am Westufer hinauf zur Ignaz-Mattis-Hütte (1986 m). Auf dem Weg dorthin finden wir in der Nähe einen weiteren Bach - das war nicht zu erwarten! Nun brauchen wir uns keine Sorgen mehr ums Wasser machen und können sogar noch zusätzlich ein paar Liter zum Abwaschen und Kochen holen.

Der Winterraum der Ignaz-Mattis-Hütte befindet sich in einem Extra-Häuschen und ist unglaublich komfortabel. Ein Windfang erwartet uns und führt in den Aufenthaltsraum, in dem ein großer Tisch, Bänke, Ofen und Holz zu finden sind. Über eine Treppe mit dem Raum verbunden ist das Lager im 1. Stock. Sogar die Fenster kann man öffnen, was sehr angenehm ist. Also dieser Winterraum ist einfach vorbildlich und sehr gemütlich. Da vermisst man auch das Hotel vom Vortag nicht mehr. Die Einsamkeit in den Bergen ist genauso erholsam.


o o o Kurzinfos zu dieser Wanderung zum Ausdrucken o o o
(Eine Übersicht der Kurzinfos zu allen Etappen findet sich nochmals am Ende des Berichts)
Tag 6: Von der Ignaz-Mattis-Hütte zur Landawirseehütte
Heute wird voraussichtlich der letzte richtige Tourentag unserer Winterraumwanderung in den Niederen Tauern, denn das Wetter soll schlechter werden. Thorstens großes Ziel für heute ist der Hochgolling, der höchste Berg der Niederen Tauern. Bei seiner zweiten Hüttentour ohne Eltern wollte er diesen Gipfel schon besteigen, musste den Versuch aufgrund des schlechten Wetters damals jedoch abbrechen. Nun ist er natürlich besonders "heiß" auf diesen Gipfel. :-)

Allerdings starten wir an der Ignaz-Mattis-Hütte und bis zum Hochgolling ist es ein ziemlich weiter Weg mit vielen, vielen Höhenmetern. Da bleibt nur eins: Wenn wir es schaffen wollen, müssen wir uns die Zeit gut einteilen. Dazu gehört auch, dass wir so früh wie nur möglich starten. Und so heißt es heute Abmarsch um 5.30 Uhr an der Ignaz-Mattis-Hütte. Am Anfang ist es noch dunkel und wir haben trotz Stirnlampe Probleme den richtigen Weg zu finden. Es geht zunächst ein paar Meter abwärts auf Höhe des Giglachsees und dann wieder auf der anderen Hangseite aufwärts über den Weg 02. Wir höhren ein paar Steinböcke, können sie aber nicht sehen. Gedankenversunken marschieren wir hinauf durch grobes Blockwerk, bis es gegen 7 Uhr hell wird. Der Weg führt uns über die Rotmandlspitze (2453 m). Der Pfad ist stellenweise sehr schmal und steil. An einer Stelle ist sogar ein Drahtseil zur Sicherung befestigt, man muss es aber nicht unbedingt benutzen. Am unmarkanten Gipfel ist es nass, sehr windig und kalt. Trotzdem kritzeln wir schnell etwas ins Gipfelbuch, bevor wir weitergehen. Eigentlich müsste man eine Rast einlegen, aber hier oben ist es einfach zu ungemütlich.
Von der Rotmandlspitze zur Krukeckscharte.
Von der Rotmandlspitze zur Krukeckscharte.
Aufstieg zur Trockenbrotscharte (2237 m).
Aufstieg zur Trockenbrotscharte (2237 m).
Nach der Rotmandlspitze sind wir nordseitig unterwegs, was man am vielen Schnee schnell merkt. Der Weg, der sich durch grobes Blockwerk schlängelt, ist vollständig mit Schnee bedeckt und man muss sehr aufpassen, dass man nicht abrutscht. Wir queren das Kar und erreichen die Krukeckscharte, wo wir schließlich ein ruhiges Plätzchen zum Rasten finden.

Von der Scharte aus können wir erstmals die Keinprechthütte erblicken. Wir wollen uns diese in jedem Fall mal anschauen und ggf. zu dieser zurückkommen, falls der Winterraum der Landawirseehütte belegt oder unbrauchbar sein sollte. Also steigen wir in Serpentinen hinab zur Keinprechthütte (1872 m) und inspizieren sie. Nur wo ist der Winterraum? Es findet sich kein Hinweis auf diesen, eine einzige Tür kommt schließlich in Frage, aber der Schlüssel klemmt darin und wir bekommen die Tür nicht auf. Nun muss der Winterraum der Landawirseehütte auf jeden Fall etwas taugen, sonst müssen wir gleich ins Tal absteigen.

Wir dürfen keine Zeit verlieren und gehen weiter. Man muss aufpassen, dass man den Abzweig zur Trockenbrotscharte nimmt und nicht dem Weg ins Tal folgt. Der Weg 02 führt unter der Brettspitze zunächst in Richtung Lignitzhöhe, zweigt dann aber wieder in die Nordflanke der Zirbenböden ab. Diese wird gequert, teils ist sie etwas ausgesetzt, an einer Stelle sind Drahtseile zur Sicherung angebracht. Diese sind hier in jedem Fall sinnvoll, denn bei Schnee und Eisglätte kann die Stelle schnell gefährlich werden.

Nach der Querung folgt dann wieder ein steiler Anstieg, der zur Trockenbrotscharte (2237 m) führt. Hier springen ein paar Gemsen aufgeregt durchs Geröll. Es ist unglaublich, wie flink diese Tiere unterwegs sind, ein bisschen neidisch könnte man da schon werden. Durch die Tiere müssen wir aber auch aufpassen, keine herunterfallenden Steine abzubekommen. Der letzte Teil zur Trockenbrotscharte ist sehr anstrengend, es hilft nur einen gleichmäßigen Gehrhythmus beizubehalten. Gegen 11 Uhr sind wir schließlich oben an der Scharte und können hinunter zur Landawirseehütte blicken. Wir sind gut im Zeitplan, obgleich wir auch schon ganz schön erschöpft sind, schließlich stecken uns schon 1000 Höhenmeter in den Beinen. Wir genießen kurz die Aussicht und steigen dann im Eilschritt zur Landawirseehütte (1985 m) herunter, da sich dort schon drei Leute nähern. Diese sind zum Glück keine Winterraumkonkurrenz, denn sie gehen weiter zum Landawirsee. Also können wir in aller Ruhe den Winterraum inspizieren. Dieser ist schnell gefunden und scheint sehr gemütlich zu sein. Er ist zwar sehr klein und hat nur ein Bett, aber für uns allein reicht das. Nun müssen wir hoffen, dass niemand mehr dazu kommt, denn dann wir es eng. Wir machen uns außerhalb der Hütte in der Sonne erstmal ein Mittagsbrot, packen dann einen Gipfelrucksack, lassen die anderen Sachen im Winterraum und schließen ihn erstmal wieder ab, damit kein Unbefugter an unsere Sachen geht. Um 12.30 Uhr starten wir wieder, der Hochgolling wartet.
Blick von der Trockenbrotscharte zum Hochgolling.
Blick von der Trockenbrotscharte zum Hochgolling.
Zoom zum Gipfelaufbau des Hochgolling (2862 m).
Zoom zum Gipfelaufbau des Hochgolling (2862 m).
Von der Landawirseehütte (1985 m) müssen wir zunächst knapp 100 Höhenmeter in Richtung Tal absteigen, um dann im Göriachwinkel den Abzweig zur Gollingscharte zu nehmen. Der Pfad führt erst über eine Wiese, dann geht er ins grobe Blockwerk. Und die ganze Zeit geht es aufwärts in Serpentinen, die kein Ende nehmen wollen. Parallel zum Weg rauscht der Göriachbach hinab. Schnellen Schrittes steigen wir hinauf, unser Gipfelziel fest im Blick laufen die Beine fast von allein. Als wir die Gollingscharte (2326 m) erreichen, haben wir bereits 500 Höhenmeter geschafft. Das ist die Hälfte der Aufstiegshöhenmeter zum Hochgolling.

Der anspruchsvolle Wegabschnitt folgt nun auf den letzten 500 Höhenmetern. Von der Gollingscharte quert der Weg zunächst in die Westflanke des Hochgolling. Hier liegt ein wenig Schnee und es geht extrem steil abwärts, es ist also höchste Konzentration gefragt.
Aus der Ferne kann man sich nicht vorstellen, dass durch diesen massiv scheinenden Gipfelaufbau ein Weg führt, aber es gibt ihn, auch wenn er unterschiedlich gut erkennbar ist. Außerdem haben wir den Wegverlauf vorher ausgiebig im Alpenvereinsführer studiert und sind so darauf eingestellt, was uns erwartet.
Blick von der Flanke des Hochgolling zur Landawirseehütte.
Blick von der Flanke des Hochgolling zur Landawirseehütte.
Die letzten Meter zum Gipfel...
Die letzten Meter zum Gipfel...
Hinzu kommt die unglaubliche Wandgröße des Hochgolling. Die Flanke unterhalb des Gipfels fällt ziemlich steil mehr als 1000 Meter ins Tal hinab, das beeindruckt auch erfahrene und schwindelfreie Bergsteiger. Der Weg wird zunehmend brüchiger und fordert auch mehr Kletterei als am Anfang. Die Schneefelder machen es auch nicht unbedingt leichter.

Nach weiteren etwa 300 Metern Aufstieg müssen wir uns entscheiden, ob wir den unteren, vermeintlich leichteren Weg zum Gipfel nehmen oder über den Nord-West-Grat aufsteigen wollen. Eigentlich hatten wir uns fest vorgenommen den schöneren und anspruchsvolleren Nord-Ost-Grat zu machen, da dieser eindrücklich sein sollte, aber wir sind körperlich und vor allem auch geistig schon so erschöpft, dass wir kein weiteres Risiko eingehen wollen. Es fällt uns jetzt nach insgesamt etwa 1800 Höhenmetern schon ziemlich schwer uns noch hundertprozentig zu konzentrieren, also versuchen wir uns irgendwie noch hinauf zu kämpfen. Unserer Erschöpfung entsprechend werden wir auf den letzten Metern immer langsamer, zumal am Schluss noch einige Kletterstellen, die teilweise durch Steigbügel und Eisenstifte erleichtert werden, überwunden werden müssen. Ganz am Schluss führt auch unser Weg auf den Nord-West-Grat und schließlich erreichen wir um 15.15 Uhr den Gipfel des Hochgolling (2862 m).
Am Gipfelkreuz des Hochgolling in der Nachmittagssonne.
Am Gipfelkreuz des Hochgolling in der Nachmittagssonne.
Der Nord-West-Grat des Hochgolling.
Der Nord-West-Grat des Hochgolling.
Ein bisschen unwirklich erscheint uns der Gipfelerfolg. Die Aussicht ist unglaublich, man fühlt sich dem Himmel ganz nahe. Die steil abfallende Gipfelflanke vermittelt ein Gefühl, als würde man über allen anderen Gipfeln thronen. Der Hochgolling ist der höchste Gipfel der Niederen Tauern. Wir sind froh und stolz, dass wir diesen Gipfel nun doch noch geschafft haben. Auch wenn die 2000 Höhenmeter Aufstieg heute äußerst anstrengend waren, so haben sich die Mühen für den fantastischen Ausblick und das Hochgefühl auf dem Gipfel gelohnt. Eine knappe halbe Stunde verbringen wir am höchsten Punkt.

So froh wir auch sind, oben zu sein, so wissen wir auch, dass wir noch 1000 Meter wieder absteigen müssen. Dieser Abstieg erfordert nochmals unsere ganze Konzentration, denn die Flanke ist wirklich sehr brüchig und teilweise durch die Schneefelder auch sehr gefährlich und schwer einzuschätzen. Aber Schritt für Schritt gehen wir hinunter, nehmen uns Zeit, um schwierige Stellen abzuklettern, konzentrieren uns bei jedem Schritt, bleiben stehen, wenn wir die Aussicht genießen wollen. Die Landawirseehütte ist nur ein kleiner Punkt in der Ferne.
Suchbild: Janina in der brüchigen Flanke des Hochgolling.
Suchbild: Janina in der brüchigen Flanke des Hochgolling.
Die letzten Sonnenstrahlen auf der Gollingscharte (2326 m).
Die letzten Sonnenstrahlen auf der Gollingscharte (2326 m).
Um kurz vor 17 Uhr sind wir wieder an der Gollingscharte. Irgendwie kam uns der Abstieg schneller vor als zunächst erwartet. Die Rast am Gipfel hat doch wieder ein paar Kraftreserven geweckt, die uns den Abstieg erleichtert haben.

Nun können wir gemütlich die letzten 500 Meter auf dem Aufstiegsweg parallel zum Göriachbach absteigen. Im Göriachwinkel angekommen, müssen wir zwar noch einmal knapp 100 Höhenmeter zur Hütte hinaufsteigen, aber das schaffen wir nun auch noch und erreichen kurz vor Einbruch der Dunkelheit die Landawirseehütte. Wir haben Glück, es sind keine weiteren Wanderer da, die uns den Winterraum streitig machen und so verbringen wir eine erholsame Winterraumnacht. Jeder kann sich wohl vorstellen, wie schnell wir nach diesem höhenmeterintensiven Tag eingeschlafen sind... :-)


o o o Kurzinfos zu dieser Wanderung zum Ausdrucken o o o
(Eine Übersicht der Kurzinfos zu allen Etappen findet sich nochmals am Ende des Berichts)
Tag 7: Von der Landawirseehütte nach Schladming
Wie erwartet ist es heute sehr ungemütlich draußen. Nach dem Aufwachen genügt ein Blick aus dem Fenster, um zu erkennen, dass heute keine großen Gipfeltouren möglich sind: Es ist sehr nebelig, von Sonne weit und breit keine Spur. Also beginnen wir den Tag gemütlich mit Ausschlafen, frühstücken in aller Ruhe und packen unsere Rucksäcke sorgfältig. Wir haben uns entschlossen, heute keinen Gipfel mehr in Angriff zu nehmen, sondern direkt ins Tal abzusteigen. Der Talabstieg wird uns schon genug Zeit kosten, denn wir wollen über die Trockenbrotscharte zurückgehen und dann nach Schladming wandern. Das ist ein weiter Weg, aber wir hoffen, dass uns vielleicht ein Auto später mitnimmt.

Wir steigen im Nebel den Weg zur Trockenbrotscharte wieder hinauf, oben ist es sehr windig und wirklich kalt und ungemütlich, also steigen wir schnell auf der anderen Seite wieder ab und queren die Flanke in Richtung Keinprechthütte. Als die Flanke schließlich flacher und grasiger wird, schnallen wir unsere Steigeisen unter die Schuhe - schließlich wollen wir sie nicht völlig umsonst mitgenommen haben - und steigen die Grasflanke direkt zum Talboden ab. Hier können wir die Steigeisen wieder einpacken und dem breiten Wanderweg Richtung Schladming folgen. An der Neualm (1618 m) vorbei folgen wir dem Weg, der parallel zum Obertalbach verläuft. Der Weg sanft abwärts und läuft sich sehr gemütlich.
Ungemütliches, kaltes Wetter auf der Trockenbrotscharte.
Ungemütliches, kaltes Wetter auf der Trockenbrotscharte.
Abstieg nach Schladming.
Abstieg nach Schladming.
An der Eschachalm (1213 m) vorbei geht es zum Gasthof Tauerngold (1062 m). Ab hier fährt normalerweise ein Bus nach Schladming, aber jetzt außerhalb der Hochsaison fährt die Linie nicht. Wir müssen weiter unsere Füße über den Asphalt quälen, denn die Höhenmeter vom Vortag stecken einem noch in den Knochen. Immer wieder versuchen wir Autos darauf aufmerksam zu machen, dass wir arme Wanderer sind, die ganz gern mit ins Tal genommen werden wollen, doch erst nach insgesamt etwa 14 km Fußmarsch hält ein Van mit einer sehr freundlichen Familie an, die uns freundlicherweise mit nach Schladming zum Bahnhof nimmt. Thorsten nimmt den nächsten Zug, um zurück nach Hüttschlag zu unserem Auto zu kommen, ich bleibe in Schladming und mache mich auf den Weg zur Jugendherberge, in der wir heute übernachten wollen. Als ich dort ankomme, muss ich feststellen, dass die Jugendherberge Betriebsferien hat und demzufolge für eine Übernachtung nicht zur Verfügung steht. Blöd. Also wieder zurück Richtung Bahnhof und zur Touristeninfo. Dort kann ich mir einen Überblick über die Pensionen verschaffen. Nach gut drei Stunden ist Thorsten wieder zurück in Schladming, wir finden eine gemütliche Pension auf einem Bauernhof oberhalb von Schladming und können am Abend in einem Gasthof in Schladming mit einem kühlen Bier auf die schöne und gelungene Winterraumtour anstoßen.
Fazit
Eine Winterraumtour ist viel eindrücklicher und aufregender, aber auch anspruchsvoller als eine reine Hüttentour. Man muss die Zeit besser einteilen, man muss selbst für sein Essen und genügend Wasser sorgen. Und man muss immer auch einen Plan haben, was man macht, wenn der Winterraum der jeweiligen Hütte unbrauchbar oder bereits belegt ist. Die Winterräume sind insgesamt in Ordnung gewesen. Vielleicht waren wir von Tirols Winterräumen auch zu verwöhnt. Für unsere nächste Winterraumtour haben wir uns einen Titantopf sowie einen zusätzlichen Wasserbeutel zugelegt, damit wir unabhängiger von der Ausstattung in den Winterräumen sind und uns überall mit einem warmen Essen versorgen können. Dies ist insgesamt zu empfehlen, wenn man zu dieser Jahreszeit unterwegs ist.

Da ich selbst bisher nur ganz kurze Winterraumtouren unternommen habe, war diese Woche in den Niederen Tauern sehr anspruchsvoll und lehrreich für mich. Insgesamt hatten wir fantastische Bedingungen, das Wetter hat immer wunderbar mitgespielt und uns den ein oder anderen Traumtag hoch auf den Gipfeln beschert. Die zwei schönsten Tourentage waren definitiv die Überschreitung vom Pleißlingkeil über die Glöcknerin zur Gamsleitenspitze und die Besteigung des Hochgolling.
Dachstein von Schladming aus in der Morgensonne.
Dachstein von Schladming aus in der Morgensonne.
Die Niederen Tauern sind ein beliebtes Wandergebiet. Im Sommer zur Hochsaison werden die Wege deutlich mehr begangen als jetzt im Herbst in der Nebensaison. Um diese Jahreszeit ist es eigentlich überall in den Bergen recht menschenleer, ein wirklicher Geheimtipp sind die Niederen Tauern also nicht. Landschaftlich ist die Region sehr reizvoll. Die Gipfel sind nicht zu weit vom Tal entfernt. Man hat fast überall die Möglichkeit ins Tal abzusteigen, falls das Wetter plötzlich schlechter wird oder der Körper nicht mehr mitmacht.

Bleibt als Fazit nur sagen: Besucht die Niederen Tauern, wenn ihr einmal dazu die Gelegenheit habt. Versucht es am besten auch mal im Herbst, da ist es nicht mehr so heiß, wesentlich einsamer und mithin viel interessanter in den Bergen.


o o o Übersicht der Kurzinfos zu allen Etappen zum Ausdrucken o o o
(Die Kurzinfos zu den einzelnen Etappen finden sich jeweils am Ende des beschriebenen Tages)


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